Von Ariernachweisen, Deckel und Mensuren über FPÖ und AfD bis zu Identitären und Nazi-Terrror. Von A bis Z: Alles, was ihr über die rechten Student:innen-Verbindungen wissen müsst!

Sie sind elitär, sie sind deutschnational und sie sind gefährlich: Die extrem rechten Student:innenverbindungen. In Österreich sind sie bereits seit der Gründung der FPÖ das ideologische Rückgrat der Partei. In Deutschland zeigt sich seit der Gründung der AfD eine ähnliche Entwicklung: Immer mehr „Korporierte“ übernehmen zentrale Funktionen. Und leichzeitig haben die Verbindungen eine zentrale Vernetzungsfunktion für die gesamte extreme Rechte.

Zuletzt aktualisiert im Oktober 2025. Titelbild: Aufmarsch von deutschnationalen Verbindungsstudenten auf der Rampe der Uni Wien. Bild: Michael Bonvalot. 

Denn auf den Buden trifft sich das gesamte rechte Spektrum: Von den großen Wahlparteien und ihren Vorfeld-Strukturen über neofaschistische Identitäre bis zur offenen Neonazi-Szene. Verbindungsstudent:innen sind dabei nicht durch die Masse bedeutend: Im gesamten deutschsprachigen Raum gibt es gerade einmal eine niedrige sechsstellige Zahl von Mitgliedern – die meisten von ihnen nicht mehr aktiv, sondern „Alte Herren“.

Insgesamt gibt es im deutschsprachigen Raum um die tausend Verbindungen. Der überwiegende Teil sind reine Männerverbindungen, dazu kommen einige dutzend Korporationen für Frauen. Doch die Verbindungen sind in Politik und Wirtschaft bestens vernetzt.

Bild: Hans-Christian Steiner, CC BY-SA 3.0 DE 

In der Öffentlichkeit werden die Verbindungen dabei meist pauschal mit dem Sammelbegriff „Burschenschaften“ bezeichnet. Doch das stimmt so nicht. Tatsächlich gibt es ein breites Spektrum von deutschnationalen Student:innenverbindungen, neben Burschenschaften etwa Corps, Landsmannschaften oder Sängerschaften. Doch in der Öffentlichkeit hat sich der Begriff „Burschenschaft“ inzwischen als Sammelbegriff durchgesetzt, daher wird er hier auch im Titel verwendet.

Doch nun wollen wir uns die Verbindungen genauer ansehen!

Das sind die extrem rechten Student:innenverbindungen. Von A bis Z!

Akademikerball: Die Bälle der Student:innenverbindungen sind wichtige Vernetzungstreffen der extremen Rechten. Veranstaltet werden sie von verschiedenen -> Dachverbänden des Milieus. In Österreich sind die Akademikerbälle in Wien und Graz sowie der -> Burschenbundball in Linz auch in der Öffentlichkeit bekannt. Gegen diese drei Bälle gibt es regelmäßig antifaschistische Demonstrationen. Überregional weitgehend unbekannt ist dagegen das „Kremser Farbenkränzchen“, das über Jahrzehnte im niederösterreichischen Krems an der Donau abgehalten wurde. Seit einigen Jahren sind für das „Farbenkränzchen“ allerdings keine öffentliche Ankündigungen mehr zu finden.

Der Akademikerball wurde über Jahrzehnte in der Wiener Hofburg veranstaltet, immer – als Ball des Wiener -> Korporationsrings (WKR) der deutschnationalen Verbindungen. Doch als der offiziöse Veranstaltungsort auch international immer stärker kritisiert wurde, sprang die -> FPÖ ein. Nun findet der exakt gleiche Ball weiter in der Hofburg statt. Allerdings inzwischen offiziell als Veranstaltung der FPÖ.

Demo gegen den Akademikerball in Wien. Bild: Michael Bonvalot

Akademischer Turnverein: Studentenverbindung -> Deutscher Turnerbund -> Österreichischer Turnerbund

Aktivitas: Die aktiven Mitglieder einer Verbindung, im Gegensatz zu den -> Alten Herren und -> Hohen/Alten Damen.

Alter Herr: Mitglied einer Verbindung nach seiner aktiven Zeit. -> Lebensbundprinzip

Alternative für Deutschland (AfD): Mit der Gründung der AfD im Jahr 2013 haben auch Deutschlands Deutschnationale eine Partei, die ihnen direkten Zugriff auf Posten und Ressourcen versprechen kann. Davor gab es für Verbindungsstudent:innen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg keine „eigene“ Partei. In Österreich dagegen hatten die Korpierten mit der -> FPÖ schon seit Jahrzehnten ein politisches Werkzeug, was ihren Einfluss enorm stärkte.

In Deutschland konnten Korporierte zuvor zwar in verschiedenen Parteien unterkommen, meist in -> CDU/CSU oder FDP. Es gab und gibt in Deutschland sogar ein eigenes Netzwerk der Korporierten in der SPD, den „Lassalle-Kreis“. Doch die ideologischen und strukturellen Verbindungen von AfD und Student:innenverbindungen gehen weit darüber hinaus. Die Bedeutung der Verbindungen wird damit in den nächsten Jahren in Deutschland weiter zunehmen – sie können nun, wie in -> Österreich, bedeutende extrem rechte Karrierenetzwerke anbieten.

Bild: Michael Bonvalot

Welchen Einfluss Korporierte in der AfD bereits haben, zeigte Mitte 2024 eine Recherche des „Report Mainz“ der ARD. Das Ergebnis: Mehr als 50 AfD-Abgeordnete aus dem Bundestag, den 16 Landtagen oder dem Europa-Parlament haben Bezüge zu Studentenverbindungen. Die meisten von ihnen sind selbst Mitglied. Andere Abgeordnete beschäftigen Mitarbeiter aus dem Milieu oder haben bereits in Burschenschaftshäusern Vorträge gehalten.

Hinzu kommen rund 60 AfD-Mitarbeiter mit Verbindungen zu den Korporationen. Das sind Personen, die im Hintergrund Reden schreiben und in den Parlamenten Zugang zu wichtigen Informationen haben.

Antisemitismus: Die deutschnationalen Verbindungen tragen den Antisemitismus in sich wie die Wolke den Regen. Bereits die Gründer der -> Urburschenschaft rund um -> Friedrich Ludwig Jahn waren Antisemiten. Eindeutig ist all das spätestens seit 1896. Da beschlossen die völkischen -> Studentenverbindungen in -> Österreich das sogenannte „Waidhofener Prinzip“: Juden galten demnach nicht mehr als „satisfaktionsfähig“.

Sie waren damit zu Duellen für die Austragung von „Ehrangelegenheiten“ nicht mehr zugelassen, konnten also den Verbindungen nicht mehr beitreten. -> Satisfaktion -> Mensur. Kurz: Ein Arierparagraph.

Als vermutlich erste Verbindung hatte die Wiener Libertas den Arierparagraphen bereits 1878 eingeführt. Es ist jene Verbindung, der heute unter anderem FPÖ-Nationalratspräsident Walter Rosenkranz angehört. Hier habe ich für euch aufgeschrieben, wer Walter Rosenkranz ist und was er will.

Die Libertas ist weiterhin auffällig: Noch 2011 unterstützte sie eine „Erklärung zum volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff“, wo „gegen jede Bestrebung, die Abstammung als notwendige Voraussetzung deutscher Volkszugehörigkeit allgemein oder in Einzelfällen für entbehrlich zu erklären“ protestiert wird.

Und die Bonner Burschenschaft Raczeks forderte, ebenfalls 2011, in einem Antrag für den Burschentag der ->“Deutschen Burschenschaft“ für neue Mitglieder eine Art „Ariernachweis“. Eine Person mit „nichteuropäischer Gesichts- und Körpermorphologie“ könne „mangels deutscher Abstammung nicht der geschichtlichen Schicksalsgemeinschaft des deutschen Volkes angehören“. Anlass war die Aufnahme eines chinesischstämmigen Mitglieds durch einen deutschen DB-Bund.-> Rassismus.

Die Bonner Raczeks sind, ebenso wie die meisten österreichischen Bünde, Mitglied der besonders weit rechten -> Burschenschaftlichen Gemeinschaft. Für die -> österreichischen Verbindungen ist ein völkisch-biologisches Verständnis von „Deutschtum“ dabei besonders wichtig: Immerhin ist das ja auch die Basis für die eigene „deutsche“ Identität.

Und auch die offen antisemitische Tradition der Verbindungen setzt sich bis heute fort. So hatte etwa die Wiener -> Burschenschaft Olympia 2003 den einschlägig bekannten Neonazi-Liedermacher Michael Müller auf ihre Bude in Wien eingeladen. Eines seiner Lieder: „Mit sechs Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an, bis sechs Millionen Juden, da ist der Ofen an (…) wir haben reichlich Zyklon (…) bei sechs Millionen Juden ist noch lange nicht Schluss.“ Auch -> Liederbücher zeigen die einschlägige Ausrichtung.

Der Antisemitismus war dabei nie ein Alleinstellungsmerkmal der deutschnationalen Verbindungen. Das zeigt etwa die „Deutsche Studentenschaft“ (DS), der Zusammenschluss der katholischen und deutschnationalen Studentenverbindungen in Österreichs Erster Republik. Etwas weniger höflich ausgedrückt: Der Zusammenschluss der zwei großen faschistischen Strömungen des Landes.

1932 startet die DS eine Kampagne gegen Ernst Peter Pick, den geplanten neuen Dekan der medizinischen Fakultät in Wien. Die DS stünde auf dem Standpunkt, „dass Professoren jüdischer Volkszugehörigkeit akademische Würdenstellen nicht bekleiden dürfen“, hieß es damals. Unterzeichner des antisemitischen Aufrufs für die „deutsch-katholischen“ Studenten: Der spätere ÖVP-Bundeskanzler Josef Klaus. -> Cartellverband.

Bier: Alkohol spielt bei den Verbindungen eine enorm wichtige Rolle. Gemeinsame Besäufnisse dienen dabei einerseits als soziale Klammer. Es geht aber auch darum, selbst besoffen „den Mann zu stehen“. Und schließlich gibt es auch ein Element der Demütigung.

Bei den oft hoch ritualisierten Zusammenkünften -> Kommers darf teils über Stunden nicht aufgestanden werden – gleichzeitig muss aber auf Befehl des Vorsitzes regelmäßig Bier getrunken werden. Die Folge ist ein offensichtliches Toilettenproblem. Als Lösung stehen unter den Tischen Kübel, in die die Mitglieder pissen. Die Jung-Mitglieder -> Fuchs müssen die Kübel mit Pisse dann versorgen.

Bude: Das Zentrum der jeweiligen Verbindung. Meist im Eigentum der -> Korporation, oft verwaltet von einer Vereinigung der -> Alten Herren. Es ist die zentrale Infrastruktur der Verbindung. Allein in Wien gibt es dutzende deutschnationale Verbindungen. Viele haben ein eigenes Verbindungshaus oder mindestens eigene Räumlichkeiten. Damit sind nicht nur Räume für politische Veranstaltungen und Feste vorhanden, sondern auch zahlreiche günstige Wohnplätze. So fließen Einnahmen und es können Mitglieder rekrutiert werden.

Bummel: Öffentlicher Aufmarsch der Verbindungen, in Wien jeden Mittwoch auf der Rampe vor der Universität Wien. Bei solchen Aufmärschen sollten traditionell Mitglieder rekrutiert („gekeilt“) werden – heute ist es eher ein Bekenntnis durch das Zeigen des eigenen Gesichts.

Links mit scharz-rot-goldener Fahne am Dach: Das Verbindungshaus des Wiener Akademischen Turnvereins auf der Mölkerbastei, direkt gegenüber der Uni Wien. Bild: Michael Bonvalot

Während solche Bummel heute bestenfalls skurril wirken, waren sie in der Vergangenheit enorm gefährlich. So führten die Aufmärsche der Verbindungen auf der Wiener Uni in der Ersten Republik regelmäßig zu pogromartigen Angriffen auf jüdische und linke Studierende und deren Einrichtungen. Alles über den Bummel in Wien – und ob er überhaupt legal ist – habe ich hier für euch aufgeschrieben.

Burschenbundball: Der Ball der Studentenverbindungen in Linz wird bereits seit Jahrzehnten veranstaltet, seit 1954 im Kaufmännischen Vereinshaus – es zeigt gleichzeitig die engen Verbindungen der „Waffenstudenten“ und der Wirtschaft in Oberösterreich. Dazu gibt es in Oberösterreich insgesamt eine starke deutschnationale Tradition – es sollte also nicht überraschen, dass der Burschenbundball traditionell unter dem „Ehrenschutz“ des jeweiligen ÖVP-Landeshauptmanns steht. Das wird auch auf der Seite des Burschenbundballs stolz betont.

Burschenschafter vor der Uni Wien. Bild: Michael Bonvalot

Burschenschaft: Studentenverbindung. Gilt heute als Überbegriff für alle deutschnationalen Studentenverbindungen, tatsächlich ist es nur eine von vielen Ausformungen der deutschnationalen -> Student:innenverbindungen. Entstanden aus der -> Urburschenschaft. Mitglieder der -> Corps nennen die Burschenschafter abfällig „Buxe“, -> Pennäler werden entsprechend „Babybuxe“ genannt. Die Burschenschaften verstehen sich oft selbst als besonders politisch und damit elitär.

Burschenschaftliche Gemeinschaft: Fraktion der am weitesten rechts stehenden -> Burschenschaften innerhalb des Dachverbands -> Deutsche Burschenschaft. Traditionell von österreichischen Verbindungen dominiert.

Cartellverband: Im CV sind die katholischen Student:innenverbindungen organisiert, die katholischen Schüler (nur männliche Jugendliche und Alte Herren) sind Mitglied im Mittelschüler-Kartell-Verband (MKV). Die katholischen Verbindungen sind nicht-schlagend -> Mensur. Die Verbindungen von CV und MKV legen viel Wert darauf, dass sie nichts mit den deutschnationalen Verbindungen zu tun haben. Faktisch gibt es eine gemeinsame Geschichte des Antisemitismus, doch es gibt in Österreich auch eine große, tatsächliche Bruchlinie.

Die deutschnationalen Verbindungen haben sich ab den 1920er Jahren mit dem NS-Faschismus verbunden, während die katholischen Verbindungen wichtige Stützen des Austrofaschismus wurden. Der MKV verwendet bis heute die Fahne des Austrofaschismus. Meine Recherche dazu könnt ihr hier lesen.

CDU/CSU: Nachdem es in Deutschland im Gegensatz zu Österreich über Jahrzehnte keine durchgehend erfolgreiche Partei des deutschnationalen Lagers gab, gibt es dort auch viele -> Alte Herren und -> Hohe Damen in anderen Parteien, vor allem in der CDU/CSU. Bekannt wurde etwa der Fall des ehemaligen Berliner CDU-Finanzsenators Peter Kurth, laut Medienberichten -> Alter Herr der -> Burschenschaft Gothia Berlin.

Er soll die neofaschistische Gruppe -> Identitäre zwischen 2019 und 2022 mit rund € 240.000 unterstützt haben. Mit einem großen Teil dieses Geldes soll das Zentrum der Gruppe in Steyregg bei Linz finanziert worden sein. In Österreich sammeln sich die Verbindungen dagegen so gut wie ausschließlich in der -> FPÖ.

Verbindungshaus des Corps Suevia in Heidelberg. Bild: Michael Bonvalot

Chargierte: Personen, die in -> Student:innenverbindungen Führungsämter besetzen. Das ist vor allem der Sprecher, der Fechtwart und der Schriftwart. Sie stammen aus der -> Aktivitas der Verbindung.

Corps: Studentenverbindung. Neben den Burschenschaften die wichtigsten Korporationen. Sie selbst sehen sich als die älteren und damit traditionelleren Verbindungen. Die Burschenschaften nennen die Corps dagegen gerne abfällig „Curry“. Corps sind meist pflichtschlagend -> Mensur. Organisiert zumeist im Dachverband „Kösener Senioren-Convents-Verband“. Ausgenommen sind Corps an technischen Unis, deren Dachverband ist der „Weinheimer Senioren-Convent“.

Couleur: Die Farben der jeweiligen Verbindung, die auf bestimmten Kleidungsstücken getragen werden. Die wichtigsten Elemente sind die Mütze, das Band und der Zipfelbund. Es gilt als Schmach, sie zu verlieren. Antifaschist:innen rufen daher oft mit dem Motto „Fang den Hut“ zu Protesten gegen die Korporierten auf.

Verbindungshaus der Allemania Graz. Bild: Michael Bonvalot

Dachverbände: Die meisten Verbindungen sind in verschiedenen Dachverbänden organisiert. Der wichtigste Verband der Burschenschaften ist die -> Deutsche Burschenschaft, die Corps sind meist Mitglied im Kösener bzw. im Weinheimer Convent. An vielen Hochschulorten existieren Arbeitsgemeinschaften der Verbindungen, sogenannte Waffenringe.

Dazu gibt es lokale Dachverbände, in Österreich besonders bedeutend sind der Wiener und der Grazer -> Korporationsring (WKR bzw. GKR). Zwischen einzelnen Verbindungen kann es zusätzlich spezielle Freundschaftsverhältnisse geben. Besonders enge Freundschaften heißen „Kartellverhältnis“.

Damenverbindung: Studentinnenverbindung. > Mädelschaft.

Deckel: Die Kopfbedeckungen der Verbindungsstudent:innen. Es gibt verschiedenste Kopfbedeckungen, die jeweils unterschiedliche Namen haben. Neben dem Deckel gibt es als Begriffe auch noch Biertonne, Cerevis, Mütze, Stürmer und Tönnchen. Der Deckel ist Teil des -> Couleur. Der Verlust ist eine Schande.

Auf den Deckel muss gut aufgepasst werden. Bild: Michael Bonvalot

Deutsche Burschenschaft: Die DB ist der größte und extrem rechte Dachverband des burschenschaftlichen Lagers aus Deutschland und Österreich. Die am weitesten rechtsaußen stehenden DB-Verbindungen haben sich zusätzlich in der -> Burschenschaftlichen Gemeinschaft zusammengeschlossen. In den letzten Jahren wurde der Dachverband durch Abspaltungen geschwächt, es entstanden die Neue Deutsche Burschenschaft (NDB) und die Allgemeine Deutsche Burschenschaft (ADB).

Diese neuen Dachverbände scheinen teils weniger weit rechts, das sollte aber nicht überbewertet werden. Die -> österreichischen Verbindungen sind durchgehend Mitglieder der DB geblieben.

Deutscher Turnerbund: Turnvereinigung in der deutschnationalen Tradition von -> Friedrich Ludwig Jahn, gleichzeitig Ideengeber der > Urburschenschaft. Offiziell distanziert sich der DTB heute von Rassismus und „fremdenfeindlichen Bestrebungen“ und veranstaltet auch „Internationale Wochen gegen Rassismus“. Das österreichische Pendant, der > ÖTB, ist weiter fest in der extrem rechten Szene verankert.

Ehre, Freiheit, Vaterland: der Wahlspruch der Jenaer -> Urburschenschaft. Heute tragen die meisten deutschnationalen Burschenschaften diesen Wahlspruch. Die Buchstaben „E“, „F“ und „V“ sind daher zumeist auch im jeweiligen -> Zirkel zu finden.

Einsprung: Der Beitritt zu einer Verbindung

Bild: Michael Bonvalot

Ferialverbindung: Studentenverbindung. Gegründet von Verbindungsstudenten in ihren Herkunftsstädten, damit sie auch in der Ferienzeit einschlägigen Anschluss finden. In Wien bestand zwischen 1990 und 2011 die „Wiener Akademische Ferialverbindung Reich“ als Pseudo-Burschenschaft – die Truppe entfaltete keinerlei sichtbare verbindungsstudentische Aktivitäten. „Reich“ war ein Projekt der -> Neonazi-Szene rund um Gottfried Küssel: Das ehemalige Vereinslokal im 2. Bezirk ist im gleichen Haus wie der Wohnsitz von Küssel, wo weiterhin einschlägige Aktivitäten stattfinden.

Feuerzangenbowle: Ein Getränk sowie der Titel eines Films aus dem NS-Regime mit dem Nazi-Kollaborateur Heinz Rühmann in der Hauptrolle. Beliebt in burschenschaftlichen Kreisen -> Krambambuli

Fliegerschaft: Studentenverbindung. Heute gibt es im gesanten deutschsprachigen Raum nur noch eine Fliegerschaft: die Akademische Fliegerschaft Wieland-Staufen in Graz.

Freiheitliche Partei Österreichs: Die FPÖ ist der politische Arm der deutschnationalen Verbindungen in Österreich. Sie hat dafür gesorgt, dass die Verbindungen in Österreich bis heute wirkmächtig sind. Ein großer Teil der männlichen Politiker der FPÖ – vor allem im Bund und in den großen Städten – wurde in deutschnationalen Verbindungen ausgebildet und sozialisiert. Ihre Karriere haben sie oft im burschenschaftlich geprägten -> Ring freiheitlicher Studenten begonnen.

Das Sammelbecken der -> Alten Herren in der FPÖ ist der Freiheitliche Akademikerverband. In Deutschland gab es über Jahrzehnte keine vergleichbare Partei der Verbindungen. Seit ihrer Gründung übernimmt in Deutschland nun die -> AfD diese Rolle. Alles über die Nazi-Geschichte der FPÖ habe ich hier für Dich aufgeschrieben.

Jetzt Journalismus mit Meinung und Haltung unterstützen! 

Friedrich Ludwig Jahn: Ideengeber der -> Urburschenschaft und Begründer der deutschnationalen Turnverbände -> ÖTB -> DTB -> Akademischer Turnverein.

Fuchs oder Fux: Neues Mitglied einer  Verbindung, das noch in der Probezeit ist.

Fuhrmannsgasse: Gebäude des Deutschen Schulvereins in Wien, heute verwaltet von der einschlägigen Österreichischen Landsmannschaft (ÖLM). Dieses Haus an der Ecke Florianigasse/Fuhrmannsgasse im hippen achten Bezirk ist mit seinem großen Veranstaltungsbereich und mehreren -> Buden eine der wichtigsten Immobilien der rechten Szene in Wien. In diesem Haus ist auch das bekannte Veranstaltungslokal „Tunnel“.

Gilde: Studentenverbindung. In Österreich gibt es keine Gilden, in Deutschland nur eine Handvoll. Trotz ihrer geringen Größe spielen die Gilden eine gewisse Rolle für die extreme Rechte. Denn auch Götz Kubitschek und andere wichtige Vordenker der neofaschistischen Gruppe -> Identitäre waren Gildenschafter. Und das selbsternannte „Institut für Staatspolitik“ von Kubitschek und Co ist wesentlich von früheren Gilden-Aktiven geprägt.

Hohe Dame: Mitglied einer Verbindung nach ihrer aktiven Zeit. -> Lebensbundprinzip. Auch „Alte Dame“. > Mädelschaft.

Identitäre: Die Identitären in Österreich sind burschenschaftlich geprägt und können als politische Arm des Milieus gelten. Identitären-Gesicht Sellner, der in seiner Jugend ein Neonazi war, soll etwa in der einschlägig bekannten Wiener Burschenschaft Olympia sozialisiert worden sein, bevor er die Verbindung gewechselt hat. Danach war er zeitweilig Mitglied der Wiener Sängerschaft Barden, wo auch zahlreiche weitere Identitäre unterkamen.

Zuletzt könnte Sellner Mitglied einer Akademischen Landsmannschaft in Wien gewesen sein, das legen Fotos nahe, wo er ein „Band“ trägt -> Couleur. Der ehemalige Wiener Sprecher der Identitären, Gernot Schmidt, ist ebenfalls Mitglied der Olympia. Inzwischen ist Schmidt auch parlamentarischer Mitarbeiter der -> FPÖ. Viel mehr über die Identitären findest Du hier.

Innsbruck: In Innsbruck steht direkt neben dem Inn bis heute ein monumentales Burschenschafter-Denkmal mit der Inschrift -> Ehre, Freiheit, Vaterland. Das Denkmal ist inzwischen ein positives Beispiel für eine gelungene Kontextualisierung. Die Begriffe Ehre, Freiheit und Vaterland wurden jeweils mit blutiger Schrift mit der Frage „Welche/s“ überschrieben.

Bild: Michael Bonvalot

In das Denkmal nachträglich eingelassen wurde die Erinnerung an den von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfer Christoph Probst sowie an die Innsbrucker Uni-Absolventen Ignacio Ellacuria und Segundo Montes, die 1989 von faschistischen Militärs in San Salvador ermordet wurden.

Jägerschaft: Studentenverbindung. Auch: Studentische Jagdverbindung.

Kartell: Eine besonders enge Verbindung zwischen verschiedenen Student:innenverbindungen. Neben dem „Kartellverhältnis“ gibt es auch das weniger verbindliche „Freundschaftsverhältnis“.

Kommers: Festliche Zusammenkunft von Student:innenverbindung, oft mit einem eindeutig politischen Charakter.

Korporation: Anderer Name für Student:innenverbindung. Mitglied einer Student:innenverbindung sind also „Korporierte“. Umfasst sowohl die -> Aktivitas wie die -> Alten Herren und -> Hohen Damen.

Krambambuli: Ein Getränk, das in Verbindungskreisen beliebt ist, auch bekannt als -> Feuerzangenbowle. Der vor allem intern bekannte Begriff hat in Österreich für Aufsehen gesorgt, nachdem er in einem der Bekennerschreiben der Nazi-Terrororganisation „Bajuwarische Befreiungsarmee“ (BBA) verwendet wurde.

Die BBA hat 1995 vier Menschen aus der Minderheit der Roma ermordet und über mehrere Jahre zahlreiche weitere durch (Brief)-bomben teils schwer verletzt. Als Einzeltäter verurteilt wurde schließlich Franz Fuchs, der allerdings keinerlei bekannte Verbindungen zum Korporierten-Milieu hatte. Zu dieser Einzeltäter-These gibt es bis heute zahlreiche offene Fragen, die ich hier aufgeschrieben habe.

Landsmannschaft, auch Grenzlandsmannschaft: Studentenverbindung.

Lebensbundprinzip: Die Mitgliedschaft in einer -> Student:innenverbindung ist lebenslang. Nach dem Ende der aktiven Zeit werden die Mitglieder-> Alte Herren und -> Hohe Damen. Bei Veranstaltungen ihrer Verbindung und auch bei überregionalen Treffen der -> Dachverbände sind sie oft weiterhin mit dabei. Auch deshalb sind die Verbindungen ein wichtiges Karrierenetzwerk.

Leibbursch: Älteres Mitglied einer Verbindung, das einem jungen Mitglied zur Seite gestellt wird. Daraus entsteht ein sogenanntes Leibverhältnis. So war etwa Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache der Leibbursch von Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus. Beide waren oder sind Mitglied der Wiener -> Pennalverbindung Vandalia. Das Leibverhältnis der beiden ist allerdings dem Vernehmen nach deutlich abgekühlt, nachdem sie unfreiwillig auf Ibiza zu Videostars wurden.

Liederbuch: Das Absingen von Liedern nimmt einen festen Bestandteil im Verbindungsalltag ein. Es ist oft hoch ritualisiert, gesungen wird auf Befehl. Besonders berühmt und beliebt ist das Lied „Wenn alle untreu werden (so bleiben wir doch treu)“. Der Text ist dem -> „Turnvater“ und Gründer der -> „Urburschenschaft“ -> Friedrich Ludwig Jahn gewidmet. Dieses Lied wurde später auch zum „Treuelied“ der SS. Und das ist kein Zufall: Es zeigt, welch wichtige Rolle die Verbindungsstudenten für die NSDAP spielten.

Was die Burschenschaften sonst noch singen, zeigte exemplarisch das 2018 öffentlich gewordene Liederbuch der -> Pennalen Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt. Im Liederbuch fanden sich Passagen wie „Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million“ – ein offensichtlicher Hinweis auf den Holocaust. Mitglied der Verbindung war auch der heutige niederösterreichische -> FPÖ-Chef Udo Landbauer, inzwischen stellvertretender Landeshauptmann in einer Koalition mit der ÖVP.

Mädelschaft: Studentinnenverbindung

Männerbünde: Die Verbindungen sind eindeutige Männerbünde. Es gibt zwar einige wenige -> Mädelschaften, doch die müssen sich getrennt organisieren und dürfen auch nicht Mitglied der männlichen Dachverbände sein.

Martin Bartenstein: ÖVP-Minister in verschiedenen Ressorts zwischen 1994 und 2008. Wirtschaftsminister der ersten schwarz-blau/orangen Bundesregierung ab dem Jahr 2000. Ausnahme in der Geschichte der Zweiten Republik, weil Bartenstein als ÖVP-Politiker dennoch Mitglied einer deutschnationalen Verbindung war und ist, des Akademischen Turnvereins Graz. Hintergrund könnte die stark deutschnational geprägte Geschichte der ÖVP Steiermark sein.

Mensur: Das Fechtritual der Verbindungen, es wird beim „Pauken“ gelernt. Die Mensur wird mit einem -> Schläger geschlagen, einer scharfen Fechtwaffe. Die Kontrahenten stehen sich mit einem festen Abstand gegenüber, daher kommt auch der Begriff: Das Wort „Mensur“ leitet sich vom lateinischen „Mensura“ ab, also „Maß“ oder „Abmessung“. Unterschieden wird zwischen „pflichtschlagenden“, „fakultativ schlagenden“, „frei schlagendenden“ und „nicht schlagenden“ Verbindungen.

Bei pflichtschlagenden Verbindungen muss eine „Bestimmungsmensur“ geschlagen werden, die Mitglieder müssen also eine Mensur fechten. Fakultativ (=freiwillig) schlagend bedeutet: Die Mitglieder müssen üblicherweise zwar fechten lernen, aber es muss keine Mensur geschlagen werden. Frei schlagende Verbindungen erlauben das Fechten, doch es gibt keine Verpflichtung dazu. Die katholischen Verbindungen sind generell nichtschlagend.

Bild: Michael Bonvalot

Die deutschnationalen Verbindungen in Österreich sind meist pflichtschlagend oder mindestens fakultativ schlagend. Beim Fechten einer Mensur können schwere Verletzungen im Gesicht die Folge sein, darunter auch der sogenannte -> Schmiss.

Nazis: Die Verbindungen waren eine zentrale Kader-Reserve der NSDAP und ihrer Vorfeldorganisationen. Nur ein Beispiel ist Heinrich Himmler, Mitglied der ehemaligen Münchner Burschenschaft Apollo. Als „Reichsführer SS“ war Himmler einer der zentralen Verantwortlichen für die Verbrechen der NS-Regimes, er suizidierte sich 1945 nach seiner Gefangennahme. Auch unter den „Hauptkriegsverbrechern“, die in den Nürnberger Prozessen verurteilt wurden, finden sich Verbindungsstudenten.

Einer von ihnen ist der Oberösterreicher Ernst Kaltenbrunner, im NS-Regime Chef der Sicherheitspolizei und des SS-Sicherheitsdienstes (SD) sowie Leiter des Reichssicherheitshauptamtes. Der 1946 hingerichtete Kaltenbrunner war Mitglied der Grazer akademischen Burschenschaft Arminia. Ideologisch ist die Arminia weiter eindeutig verortet, so machte sie noch 2019 Werbung für eine Veranstaltung mit neofaschistischen -> Identitären. Und auch die enge Verbindung des Verbindungsmilieus zu den Nazis hat sich bis heute nicht geändert.

Du kannst das folgende Banner mit einem Klick auf das X wegdrücken und weiterlesen! Oder Du kannst davor noch Journalismus mit Meinung und Haltung unterstützen!

Neue Rechte: Eine selbstgewählte Bezeichung von Teilen der extremen Rechten. Vor allem das burschenschaftliche Milieu rund um die Gruppe -> Identitäre setzt auf diesen Begriff aus Frankreich. Tatsächlich aber ist an dieser Rechten gar nichts neu, die Inhalte sind klassisch faschistisch – der Begriff ist reine Propaganda.

Österreicher: Die österreichischen Verbindungen gelten innerhalb des deutschsprachigen Raums als besonders weit rechts stehend. Innerhalb des Dachverbands -> Deutsche Burschenschaft etwa dominieren österreichische Verbindungen die Fraktion -> Burschenschaftliche Gemeinschaft, die am äußersten rechten Rand steht. Dementsprechend sind in Österreich auch auffallend viele Verbindungen pflichtschlagend -> Mensur.

Verantwortlich dafür ist neben historischen Gründen vor allem die enge Verbindung zur -> FPÖ. Diese hat mit Aufstiegsmöglichkeiten und öffentlicher Legitimation dafür gesorgt, dass die Verbindungen nach 1945 ihre NS-geprägte Tradition beibehalten haben. -> Nazi.

Österreichischer Turnerbund: Der ÖTB ist ein einflussreicher österreichischer Turnverband. Er sieht sich in der deutschnationalen Tradition von -> Friedrich Ludwig Jahn, einem der Gründer der -> Urburschenschaft. Bis heute verwendet der ÖTB das Jahn´sche Motto „Frisch, fromm, fröhlich, frei!“. Die vier „F“ formen dabei oft ein Symbol, das an ein Hakenkreuz erinnert.

Und es gibt auch eine organisatorische Verbindung zu den Korporationen: Die schlagenden -> Akademischen Turnverbindungen sind Mitgliedsorganisationen des ÖTB, gleichzeitig ist der ÖTB eine wichtige Vorfeldstruktur der -> FPÖ. Das deutsche Gegenstück zum ÖTB ist der -> Deutsche Turnerbund (DTB). Im ÖTB singen Kinder bis heute darüber, wie Menschen im Ofen verbrannt werden sollen. Diese Geschichte und viel mehr über den ÖTB habe ich hier für Dich aufgeschrieben.

Pennälerverbindungen: Schüler:innenverbindungen, wo oft bereits Jugendliche für das deutschnationale Lager und für extrem rechte Ideologien rekrutiert werden. Schon in der Pennalie wird gefochten. Gerade in kleineren (Schul-)Städten sind Pennalverbindungen meist seit Jahrzehnten fest im Ort integriert, ihr extrem rechter Hintergrund wird kaum mehr thematisiert.

Das Verbindungshaus der Burschenschaft Wiking in Mödling, einer großen Schulstadt südlich von Wien. Links der Schaukasten der Verbindung. Bild: Michael Bonvalot

In Österreich hat der Dachverband „Österreichischer Pennälerring“ (ÖPR) nach eigenen Angaben rund 60 Mitgliedsverbindungen in allen Bundesländern. Vorsitzender der „Jugendorganisation“ ÖPR ist bereits seit 2002 der Wiener FPÖ-Landtagsabgeordnete Udo Guggenbichler, er ist inzwischen über 50.

Rassismus: Am Burschentag der -> Deutschen Burschenschaft forderte 2011 die „Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ eine Art Ariernachweis. Der Anlass: Ein deutscher Staatsbürger mit chinesischen Eltern sollte nicht Mitglied einer DB-Verbindung sein dürfen. Die Raczeks sind innerhalb der DB Mitglied der Rechtsaußen-Fraktion -> Burschenschaftliche Gemeinschaft, ebenso wie die meisten österreichischen Verbindungen. Eine besondere Freundschaft pflegen die Raczeks zur Wiener Burschenschaft Teutonia sowie der Münchner Burschenschaft Danubia. Gemeinsam bilden diese drei Burschenschaften das „Ostdeutsche Kartell“ -> Dachverbände -> Kartell.

Ring freiheitlicher Studenten (RfS): Studierendenorganisation der FPÖ, traditionell von Verbindungsstudenten geprägt.

Revolution von 1848: Burschenschaften verweisen gerne auf ihre vermeintlich bürgerlich-demokratischen Traditionen. Diese hätten sich in Österreich und Deutschland bereits in der Teilnahme an der Revolution von 1848 gezeigt. Tatsächlich haben viele Verbindungsstudenten an dieser Revolution teilgenommen. Das ändert allerdings nichts daran, dass viele Verbindungen bereits zu diesem Zeitpunkt vom -> Antisemitismus durchseucht waren.

Nach der Niederlage der Revolution von 1848 ging das Lager dann endgültig auf die Seite der Reaktion über. Bereits bei der Revolution 1918 waren viele Verbindungstudenten Mitglied bewaffneter rechter Verbände, etwa der konterrevolutionären Freikorps in Deutschland. Danach begann mit zentraler Unterstützung aus dem verbindungsstudentischen Lager der Aufstieg der-> Nazis.

Das Verbindungshaus der Teutonia in Wien. Bild: Michael Bonvalot

Sängerschaft: Studentenverbindung.

Satisfaktion: Die Wiedergutmachung eines „Ehrdelikts“, etwa durch ein Duell. Früher auch mit Pistolen, heute mit dem -> Schläger -> Mensur. In welchem Ausmaß solche Duelle heute noch vorkommen, ist von außen schwer einzuschätzen – es dürfte sich aber um eher seltene Ereignisse handeln. Manche Personen gelten dabei nicht als „satisfaktionsfähig“. So schlossen die deutschnationalen Verbindungen in Österreich Juden bereits 1896 von Duellen aus. Es war ein Vorläufer des Arierparagraphen der Nazis. -> Antisemitismus.

Scharnierfunktion: In den Student:innenverbindungen vereinigt sich in Österreich das gesamte extrem rechte Lager. Von der -> FPÖ über die -> Identitären bis zur offenen -> Naziszene. Hier können jenseits der Öffentlichkeit einschlägige Kontakte gepflegt werden. Die Verbindungen bedeuten über ihre Verankerung in der -> FPÖ auch politischen Schutz für die Naziszene vor Verfolgung. Dementsprechend sollte es nicht verwundern, dass viele zentrale Kader der österreichische Neonazi-Szene -> korporiert sind. Sichtbar wurde diese Scharnierfunktion in Österreich zuletzt 2023 nach der Verhaftung des einschlägig bekannten Herbert Fritz durch die Taliban.

Verbindungshaus der Olympia in der Wiener Gumpendorferstraße. Bild: Michael Bonvalot

Kurz zuvor hatte er auf der Verschwörungsplattform AUF1 noch einen Reisebericht mit dem Titel „Urlaub bei den Taliban ist sicher“ veröffentlicht. Lief dann eher nicht so gut. Fritz ist -> Alter Herr der Wiener Burschenschaft Olympia. Und für seine Freilassung rückten dann seine Verbindungsbrüder aus der Olympia aus. Unter ihnen: der -> FPÖ-Abgeordnete Martin Graf sowie der -> Identitäre Gernot Schmidt. Auch die offene -> Naziszene mobilisierte für den Altrechten. Bei den Verbindungen läuft eben alles zusammen.

Schläger: Waffe, mit der die Verbindungen ihre -> Mensuren ausfechten.

Schmiss: Verletzung im Gesicht, die beim Schlagen einer -> Mensur entstehen kann. Während der Schmiss früher oft als Statussymbol galt, wird heute eher versucht, sich das Gesicht nicht mehr verunstalten zu lassen. Wer keinen Schmiss riskieren will, wird wohl zu einer Verbindung gehen, die nicht pflichtschlagend (-> Mensur) ist.

Das erklärt möglicherweise auch, warum besonders viele österreichische Kader der Gruppe -> Identitäre bei der Wiener -> Sängerschaft Barden unterkamen. Die Barden sind freischlagend: Der Umgang mit dem -> Schläger kann zwar geübt werden, doch es gibt keine Pflichtmensur. Ein Schmiss würde vermutlich nicht so gut zum scheinbar „modernen“ Auftreten passen.

Siegfriedskopf: Deutschnationales Denkmal, das über Jahrzehnte in der Aula der Universität Wien stand. Traditioneller Treffpunkt der deutschnationalen Verbindungen. Nach vielen Protesten steht das Denkmal mittlerweile mit erklärenden Texten unter Glas im Hof der Uni. Heute hat der Siegfriedskopf seine Rolle als Treffpunkt der Verbindungen verloren. 2002, wo der Kopf noch in der Aula stand, stemmten Antifaschist:innen während eines Protests die Nase des Kopfes ab, wie ich als Augenzeuge beobachten konnte.

Student:innenverbindung: Die Korporationen werden oft auf die Burschenschaften reduziert. Das ist eine Einengung, die problematisch ist. Denn tatsächlich stellen die -> Burschenschaften nur eine Minderheit des gesamten schlagenden bzw. deutschnationalen Verbindungswesens dar. Gleichzeitig hat sich der Begriff mittlerweile so sehr eingebürgert, dass es schwer ist, ihm zu entkommen. Das zeigt bereits der Titel dieses Artikels.

Neben den Burschenschaften gibt es auch:

  • Akademische Turnvereine
  • Corps
  • Damenverbindungen
  • Fachstudentische Verbindungen
  • Ferialverbindungen
  • Fliegerschaften
  • Gilden
  • Jägerschaften
  • Landsmannschaften
  • Mädelschaften
  • Sängerschaften
  • Vereine Deutscher Studenten

Südtirol-Terror: Burschenschaften aus Österreich und Deutschland waren führend am Südtirol-Terror der 1950er und 1960er Jahre beteiligt, sie waren für zahlreiche Anschläge in Südtirol verantwortlich. Immer wieder genannt werden dabei die Burschenschaften Olympia Wien und Brixia Innsbruck. Eine bedeutende Führungsfigur war der Neonazi und Olympe Norbert Burger. Er war auch Vorsitzender der 1988 wegen NS-Wiederbetätigung aufgelösten FPÖ-Abspaltung NDP. Vor seinem Bruch mit der FPÖ war Burger Vorsitzender des -> RfS gewesen. Für Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache war der Neonazi nach eigenen Angaben ein „Vaterersatz“.

Suspendierte Verbindungen: Viele Verbindungen haben Nachwuchsprobleme und schaffen es nicht mehr, den Aktivenbetrieb aufrechtzuerhalten. -> Aktivitas. In diesem Fall wird die Verbindung entweder zeitweise „suspendiert“ oder sie erlischt ganz. „Suspendiert“ wird meist, wenn es noch einen -> Altherrenverband gibt. Das passiert in der (meist vergeblichen) Hoffnung, dass sich irgendwann wieder Rekruten finden. In manchen Fällen fusionieren Verbindungen auch aus Personalnot.

Turnersee: Lager des -> ÖTB in Kärnten, wo die meisten bundesweiten Veranstaltungen stattfinden. Als Ausbildner fungieren unter anderem -> Korporierte aus dem Wiener -> Akademischen Turnverein mit Verbindungen zur Gruppe -> Identitäre. Hier habe ich für Dich aufgeschrieben, wie extreme Rechte am Turnersee Kinder rekrutieren.

Urburschenschaft: In Jena in Thüringen wurde im Jahr 1815 die sogenannte Urburschenschaft gegründet. Sie ging aus mehreren -> Landsmannschaften hervor und war explizit politisch und deutschnational. Ein wichtiger Protagonist bei der Gründung war der Deutschnationale und -> Antisemit -> Friedrich Ludwig Jahn, der auch zum Paten der deutschnationalen Turner:innenbewegung wurde.

Bis heute sind in Österreich und Deutschland zahlreiche Straßen, Plätze und Turnhallen nach dem Antisemiten Jahn benannt -> ÖTB. In Deutschland ist er Namensgeber für den Fußballklub SSV Jahn Regensburg. Nicht unwitzig: Das Haus in Jena wo einst die Urburschenschaft gegründet wurde, ist inzwischen allerdings ein türkisches Restaurant.

Verbot im Nationalsozialismus: Viele Verbindungen behaupten heute gerne, sie wären im NS-Regime ebenfalls verboten worden – sie wären also quasi ebenfalls „Opfer“. Tatsächlich duldeten die Nazis keine Organisationsformen außerhalb der Partei. Doch für die meisten Verbindungen war es real eine feierliche Selbstauflösung, weil sie ihre politischen Ziele verwirklicht sahen. Helge Dvorak, Chronist der Wiener -> Burschenschaft Olympia, beschrieb die Situation noch 1996 so: „Bei der eindrucksvollen Feier im großen [Wiener] Konzerthaussaal anläßlich der Überführung der waffenstudentischen Korporationen in die Gliederungen der NSDAP wurden die Farben das letzte Mal in der Öffentlichkeit getragen.“

Und tatsächlich war es auch mit der angeblichen Auflösung nicht weit her. Denn die Verbindungen gliederten sich zwar offiziell in den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) ein. Doch dort konnten sie als „Kameradschaften“ weiter bestehen bleiben.

Verein Deutscher Studenten: Studentenverbindung.

Vertagung, auch Sistierung oder Suspension: Einstellung des aktiven Betriebs eine Verbindung, es passiert in den letzten Jahren wegen Nachwuchsproblemen immer häufiger. In solchen Fällen sind allerdings meist weiter -> Altherrenvereinigungen vorhanden, die Neubelebungen versuchen, etwa mit Hilfe der eigenen Kinder. -> Lebensbundprinzip.

Wichs: Name für die offizielle festliche Bekleidung von Student:innenverbindungen.

Zirkel: Abzeichen einer Verbindung. In einer verschlungenen Form bildet der Zirkel die Abkürzung des Namens der Verbindung. Dazu gibt es ein Rufzeichen, dessen historische Bedeutung umstritten ist. Bei den -> Burschenschaften sind im Zirkel auch die Buchstaben E, F und V enthalten, die für -> Ehre, Freiheit, Vaterland stehen.

Verbindungshaus in der Altstadt von Salzburg mit Fahne in den deutschnationalen Farben Schwarz-Weiß-Rot und Zirkel . Bild: Michael Bonvalot

Zum Abschluss – und warum das alles so gefährlich ist: Die deutschnationalen Verbindungen sind in der breiteren Öffentlichkeit meist nicht wahnsinnig auffällig. Kein Wunder, es sind elitäre Verbände, die sich vor allem als ideologische Kaderschmiede verstehen. Über ihre Netzwerke, vor allem die Altherrrenverbände, können sie Karrieren in Politik oder Wirtschaft unterstützen.

Gerade die Pennalverbindungen in kleineren Städten fallen dabei oft kaum auf, sie gehören quasi zum akzeptierten Stadtbild. Ein gefährlicher Trugschluss: Gerade dort werden bereits Schüler:innen für die extreme Rechte rekrutiert. Der tatsächliche politische Einfluss der Verbindungen zeigt sich dann vor allem bei der FPÖ, die seit Jahrzehnten von Korporierten getragen wird. Und in Deutschland gibt es nun mit der AfD ein entsprechendes Gegenstück  – womit die Bedeutung der Verbindungen in den kommenden Jahren drastisch zunehmen wird.

Bild: Michael Bonvalot

Die Bedeutung der Verbindungen liegt dabei ganz wesentlich in ihrer Scharnierfunktion: Auf den Buden der Korporationen trifft sich das gesamte extrem rechte Lager. Rechte träumen oft von einer sogenannten „Mosaikrechten“, also dem Zusammenspiel verschiedener Fraktionen: Rechte Wahlparteien, faschistische Aktionsgruppen und Nazi-Organisationen sollen sich gegenseitig ergänzen. Bis hin zu NS-Terrorstrukturen. Auf den Buden der Verbindungshäuser wird die Mosaikrechte faktisch verwirklicht. Im privaten Rahmen – und oft unter dem Schutz der Parlamentsparteien.

Das alles funktioniert auch deshalb so gut, weil die Korporationen, ihre Kader und ihre Buden in der breiteren Öffentlichkeit kaum bekannt sind. Höchste Zeit, das zu ändern.

Dieser Artikel erschien erstmals am 16.02.2024 und wurde seither mehrmals aktualisiert und erweitert, zuletzt im Oktober 2025. 

Diese Recherche war sehr viel Arbeit! Wieviel ist Dir guter Journalismus wert?

Standpunkt.press wird ausschließlich über Deine Spenden finanziert. Schon ab fünf Euro kannst Du einen wichtigen Beitrag leisten. Und wenn Du standpunkt.press künftig monatlich unterstützt, können in Zukunft noch viel mehr Recherchen erscheinen. Vielen Dank!

• Spendenkonto – monatlich/einmalig:

IBAN: AT64 1420 0200 1026 2551
BIC: BAWAATWW
Easy Bank, 1100 Wien
Kontoinhaber: Michael Bonvalot
(Bitte die Mailadresse als Verwendungszweck, damit ich Dich bei technischen Fragen erreichen kann!)

• Kreditkarte und Paypal – monatlich/einmalig:



 

• Steady – monatlich: Klick hier für Steady!
[Steady zieht hohe Gebühren ab, Bank/Paypal ist daher besser, wenn es Dir möglich ist!]

• Patreon – monatlich: Klick hier für Patreon!
[Patreon zieht hohe Gebühren ab, Bank/Paypal ist daher besser, wenn es Dir möglich ist!]

Vielen Dank für Deine Unterstützung!

Hast Du diesen Artikel lesenwert gefunden? Schick ihn jetzt weiter!