Die HPV-Impfung soll jetzt für Menschen in Österreich unter 21 kostenfrei werden. Doch viele wichtige Impfungen sind weiter sauteuer. Was kostet Impfen, warum ist das so – und warum verändert das Ministerium nach unserer Anfrage seine Empfehlungen?

  • Von Amelie Janitschek und Michael Bonvalot

HPV ist eine sehr problematische Infektion. Sie ist sexuell übertragbar und kann Krebs auslösen. Doch die gut wirksame Impfung kann viele Menschen davor schützen. Bisher war diese Impfung in Österreich dennoch nur für Kinder zwischen neun und elf Jahren kostenlos. 

Ab dem 1. Februar wird die Impfung gegen die krebserregenden “Humanen Papillomaviren” (kurz: HPV) ausgeweitet. Nun soll sie für alle Menschen unter 21 kostenfrei sein. Ein guter Schritt – doch es gibt weiter enorme Schwachstellen.

Seltsame Veränderungen

„Die Impfung (HPV) wird daher allen Mädchen und Buben bzw. Frauen und Männern bis zum vollendeten 30. Lebensjahr unbedingt empfohlen.“ Dieser Satz war auf der Website des Sozialministeriums noch vor einigen Wochen zu finden.

Screenshot: Sozialministerium

Der Screenshot, den wir hier veröffentlichen, stammt vom 27.12.2022. Doch nach unserer Anfrage an das Sozialministerium Anfang Jänner wurde die Aussage auf der Website auf einmal ein klein wenig zurechtgestutzt. 

Doch nicht so wichtig?

Wenn ihr euch jetzt die Informationen zur HPV-Impfung auf der Homepage des Sozialministeriums anschaut, werdet ihr eine neue Empfehlung vorfinden: „Die Impfung wird daher Mädchen und Buben bzw. Frauen und Männern bis zum vollendeten 30. Lebensjahr allgemein empfohlen.“ Die “unbedingte Empfehlung” – die ist nach unserer Anfrage einfach verschwunden.

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Ist die Impfung innerhalb einiger Wochen weniger relevant geworden? Oder konnte das Gesundheitsministerium einfach keine guten Argumente finden, warum die HPV-Impfung sogar ab 1. Februar nur bis zum vollendeten 21. Lebensjahr kostenfrei kommt – obwohl die eigene Empfehlung “unbedingt” alle Menschen bis 30 umfasst? 

Ausweichende Antwort

Auf unsere Anfrage sagt das Sozialministerium: Mit der Ausweitung auf alle Menschen unter 21 Jahre wolle “man vor allem Impflücken schließen, um Personen, die bisher keine Impfung erhalten haben, diese Möglichkeit zu bieten”. Es handle sich hier um „Nachholimpfungen“. 

Doch diese Aussage erklärt nicht, warum Menschen zwischen 21 und 30 nicht in das neue Impfangebot integriert werden. Nur weil der ideale Zeitpunkt für die Impfung ein früherer ist, heißt das ja schließlich nicht, dass eine spätere Impfung nicht ebenfalls sinnvoll wäre. Immerhin hatte das Gesundheitsministerium selbst bis vor wenigen Wochen eine unbedingte Empfehlung ausgesprochen. 

Gesundheit ist zu teuer

Die Kosten einer HPV-Impfung für alle Menschen, die nicht von der neuen Impfaktion profitieren, liegen bei 620 Euro. Wozu das führt? Viele junge Leute, die einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, sich mit HPV zu infizieren, werden es sich schlicht und einfach nicht leisten können, sich zu schützen.  

Aber nicht nur die HPV-Impfung ist viel zu teuer. Viele andere relevante Impfungen sind ähnlich schwer zugänglich für einkommensschwächere Haushalte. Die Kosten für Impfungen unterscheiden sich zwar meist von Bundesland zu Bundesland, doch insgesamt sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache. 

So sollten alle Menschen ihre Kinderimpfungen regelmäßig auffrischen lassen. Keuchhusten, Diphtherie, Polio oder Tetanus etwa, das sind schwere Erkrankungen, die alle zehn Jahre aufgefrischt werden sollten. In Wien kostet die kombinierte Impfung für alle vier Erkrankungen derzeit je Stich 38,48 Euro. Für Familien mit weniger Geld ist das ein relevanter Betrag.

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Geld oder Gehirnhaut-Entzündung

Auch die Zecken-Impfung geht ins Geld: 22,35 Euro kostet die Impfung gegen FSME mit E-Card derzeit in Wien (ohne E-Card sind es 26,35 Euro). Dazu kommen nochmals 10,65 Euro Impfhonorar im Wiener Impfservice im Bezirk Landstraße. Diese Preise verstehen sich, wohlgemerkt, je Stich. Die Impfung besteht aus drei Teilimpfungen, dann wird alle fünf Jahre aufgefrischt. Das geht ins Geld.

Es geht je Stich auch noch teurer. Hepatitis A und B, Meningokokken, Pneumokokken und viele andere Krankheiten kosten in Österreich durchschnittlich zwischen 40 und 100 Euro pro Stich. Und auch hier gilt: Impfungen müssen meist regelmäßig aufgefrischt werden, damit sie wirksam schützen können.

Sogar die Grippe-Impfung muss in den meisten Bundesländern immer noch bezahlt werden  – obwohl sie eine der tödlichsten Erkrankungen in Österreich ist. In Wien ist die Influenza-Impfung zwar kostenlos, doch in Kärnten etwa kostet die Impfung laut Homepage des Sozialministeriums derzeit 22 Euro. Und die Impfung muss jedes Jahr verabreicht werden.

Das muss sich ändern!

Für sehr viele Menschen sind all diese sinnvollen Impfungen einfach nicht bezahlbar. Damit werden einkommensschwächere Haushalte größeren Risiken ausgesetzt als andere. Es ist gut dokumentiert, dass Menschen mit weniger Geld ein größeres Risiko haben, schwer krank zu werden und auch früher sterben. Kostenlose Impfungen sollten hier als Schutz vor Krankheiten eine Selbstverständlichkeit sein. 

Österreich bezeichnet sich als Sozialstaat. Dann aber müsste das Land auch so handeln. Derzeit allerdings sind Impfungen eine Frage der finanziellen Möglichkeiten. Doch Gesundheit darf keine Geldfrage sein.

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