Bei einem Besuch in Ungarn zeigen Mitglieder der Fangruppe “84er Jungs” eine eindeutige Pose. Der Verein distanziert sich – allerdings könnte diese Distanzierung klarer sein.

Immer wieder gibt es Probleme mit rechten Fans im Milieu des traditionsreichen Grazer Fußballklubs GAK. Doch dieses Bild zeigt einen neuen traurigen Höhepunkt. Mindestens sechs Personen aus der Fanszene der Steirer sind dabei zu sehen, wie sie die Hand zum rechten Gruß heben. Für alle Personen auf dem Bild gilt die Unschuldsvermutung.

Die Verbindung zum GAK ist dabei eindeutig: Auf dem Foto sind Aufkleber des Clubs zu erkennen, einzelne Personen tragen Fanutensilien. Ebenfalls auf dem Bild zu sehen ist ein Transparent mit der Aufschrift “Division 84”. Und das ist bereits ein sehr guter Hinweis auf die Personen, die auf diesem Bild zu sehen sind. Denn erst vor zwei Tagen, am 18. Juni, hatte die Fangruppe “84er Jungs” über Facebook offiziell ihre Auflösung bekannt gegeben. Die Gründe für die Auflösung wurden dabei nur kryptisch genannt.

Die Rede ist von einem “kapitalen Eigenfehler”, den sich ein Teil der Gruppe in Ungarn geleistet hätte. Dieser “Fehler” würde nicht mit den Idealen des Vereins übereinstimmen und hätte den Fanclub in eine “miserable Situation” gebracht. Daher würde nun ein Schlussstrich gezogen. Auffallender Weise ist im Statement also nur die Rede davon, dass die erhobenen rechten Hände nicht mit den Idealen des Vereins übereinstimmen würden. Es ist aber nichts darüber zu lesen, wie es um die Ideale der Gruppe bestellt ist. Dort ist ja nur von einem “Fehler” die Rede.

Der Club selbst hatte sich zunächst nicht zum Thema geäußert. Doch heute Nachmittag hat auch der Club eine Stellungnahme veröffentlicht (übrigens, nachdem ich kurz vor elf Uhr eine Anfrage zm Thema an den Verein gestellt hatte). Darin heißt es, dass noch vor der Auflösung unbeteiligte Mitglieder der “84-er Jungs” aus “Protest gegen den rechtsextremen Vorfall” aus dem Fanclub ausgetreten seien. Sollten sich unter den beteiligten Personen Mitglieder des GAK 1902 befinden, würden diese aus dem Verein ausgeschlossen.

Etwas seltsam wirkt, dass sich der GAK in seiner Stellungnahme “von jedwedem extremistischen Gedankengut” distanziert und damit das Problem “Neonazismus” nicht direkt adressiert. Auffällige linksradikale Aktionen rund um den GAK sind jedenfalls aus der Vergangenheit zumindest nicht bekannt. Weiters heißt es, für den Verein sei diese Entwicklung “nicht vorhersehbar” gewesen. Doch tatsächlich gibt es im Fanmilieu des GAK seit Jahren immer wieder einschlägige Probleme. So tauchte etwa 2019 in sozialen Medien ein Bild einer Person auf, die den Lokalrivalen Sturm als “Juden” verunglimpft. Die Person trägt ein Shirt mit der Aufschrift “Rotes Graz”, ist als dem GAK zuzuordnen.

Und auch die Fanfreundschaft von Sturm und dem Karlsruher SC wird aus der GAK-Szene mittels Aufkleber einschlägig kommentiert: Den Fans beider Vereine wird Homosexualität unterstellt. Positiv an der gesamten Caus ist anzumerken, dass die Auflösung der “84-er Jungs” offenbar stark mit dem Druck der führenden Gruppen der Kurve hatte. Wieviel das wert ist, wird allerdings erst die Zukunft zeigen – denn üblicherweise kommt es für das Umfeld selten überraschend, wenn Personen einschlägig auffällig werden. Weit öfter war deren Einstellung bereits lange bekannt und wurde akzeptiert oder sogar aktiv mitgetragen. Die Szene des GAK wird sich also jetzt auch an ihrem Umgang mit dem Fall und dem Problemfeld Rechtsextremismus und Diskriminierung insgesamt messen lassen müssen.

Seitens der Landespolizeidirektion Steiermark heißt es nach meiner Anfrage, dass nunmehr Ermittlungen nach dem Verbotsgesetz eingeleitet würden.

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