Der neue zentrale Fernbus-Terminal der Stadt Wien soll im zweiten Bezirk gebaut werden – direkt am Prater, einer der grünen Lungen der Stadt.

Es ist ein Großprojekt, das SPÖ und Grüne nun präsentiert haben: Ein zweistöckiger Busterminal mit bis zu 34 Haltestellen soll am Wiener Handelskai entstehen. Rund fünf Millionen TouristInnen könnten dort künftig jährlich ein- und aussteigen. Dieses Riesenprojekt  soll direkt neben dem Grünen Prater gebaut werden, einem Naherholungsgebiet mit rund 6 Millionen Quadratmetern.

Ungefähr 15 Prozent aller Gäste, die in Wien nächtigen, reisen laut Stadt Wien mit dem Bus an. Bereits im Jahr 2018 gab es in Wien über 200.000 (!) Busankünfte, Tendenz stark steigend – diese Busankünfte würden künftig über den Terminal Prater abgewickelt.

Der Standort Prater war zwar bereits früher angekündigt worden – dennoch wirkt die endgültige Enscheidung hoch problematisch, die Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am 17. April verkündet haben.

Denn im Juni 2018 war noch alles ganz anders. Damals war eine Studie im Auftrag der damaligen Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) zum Schluss gekommen, dass der Verteilerkreis in Wien-Favoriten die beste Wahl für den neuen Standort wäre.

Dieser Standort würde sowohl in Hinblick auf Feinstaub wie auf Stickoxide noch verhältnismäßig gut abschneiden, hieß es damals in der Studie. Geprüft wurden der Verteilerkreis sowie der Hauptbahnhof. Der Standort beim Prater war zwar 2016 noch diskutiert worden, wurde dann aber offenbar zwischenzeitlich verworfen.

Standort Verteilerkreis war nach Studie am Besten geeignet

Und nun wird genau dieser Standort als endgültige Lösung präsentiert. Was inzwischen passiert ist: Insbesondere die mächtige Bezirks-SPÖ in Wien-Favoriten hat sich gegen den Standort am Verteilerkreis gestemmt. Die Wiener Grünen hatten sich dagegen für den Standort Verteilerkreis stark gemacht – und sich offenbar gegen die SPÖ nicht durchgesetzt.

Allerdings gäbe es weiter gute Gründe für den Verteilerkreis: Es gibt nicht nur – wie auch am Prater – eine direkte Anbindung an die Südosttangente A23 sowie (mit der U1-Station “Altes Landgut”) an die U-Bahn.

In Favoriten, direkt neben dem Stadion der Wiener Austria, gibt es auch eine fast direkte Anbindung an die Südautobahn sowie an die Wiener Außenring-Autobahn – und damit an die Westautobahn. Damit wären also die beiden wichtigsten Autobahnen des Landes angebunden.

Der Grüne Prater in Wien. Bild: Mary2605 / WienWiki, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Beim Standort Prater hingegen ist neben der Tangente ausschließlich die Donauuferautobahn angebunden. Alle Busse aus dem Süden und dem Westen müssten entweder das Verkehrschaos auf der Tangente verschlimmern oder für zusätzlichen Verkehr, Feinstaub und Abgase auf dem autobahnartig-ausgebauten Außenring S1 sorgen.

Bus oder Bahn?

Es gäbe sehr gute Gründe, insgesamt über einen solchen Busterminal zu diskutieren. Der Busverkehr ist dem Bahnverkehr sowohl im Hinblick auf das Klima wie in Hinblick auf die Bequemlichkeit eindeutig unterlegen. Menschen fahren nicht mit Bussen, weil das so toll ist, sondern weil es im Gegensatz zum Bahnverkehr leistbar ist.

Ein wesentlicher Grund dafür: Straßen werden von der öffentlichen Hand gebaut, aber es gibt keine Echtkosten für die Betriebe, die diese Straßen benutzen. Die logische Antwort aus Klimaschutzgründen wären Echtkosten auf der Straße – und im Gegenzug massive Verbilligungen der Ticketpreise auf der Bahn.

Doch wenn in Wien schon ein zentraler Busterminal gebaut wird, sollte zumindest die ökologisch am wenigsten schädliche Variante gewählt werden – und nicht diejenige, die kurzfristigen politischen Interessen am besten dient.

_____________________

Ich hätte eine Bitte an Dich!

Die Artikel auf dieser Seite sind ohne Paywall für alle Menschen frei lesbar – und es wird hier auch niemals eine Paywall geben. Alle Menschen sollen die Inhalte auf dieser Seite lesen können, egal, wieviel Geld sie haben. Damit das möglich bleibt, brauche ich Deine Hilfe!

Wenn Du meine Projekte gut findest, wenn Dir diese Arbeit etwas wert ist – dann bitte ich Dich um Deine Unterstützung! Besonders freue ich mich, wenn Du meine Arbeit monatlich unterstützen möchtest. Nur so kann ich planen und diese Arbeit professionell fortsetzen!

Schon ab 5 Euro im Monat kannst Du einen wichtigen Beitrag leisten – Damit noch mehr Menschen Journalismus mit Meinung und Haltung lesen können.

• Spendenkonto – monatlich/einmalig:

IBAN: AT64 1420 0200 1026 2551
BIC: EASYATW1
Easy Bank, 1100 Wien
Kontoinhaber: Michael Bonvalot
(Schreib mir gern Deine Mailadresse als Verwendungszweck dazu!)

• Kreditkarte und Paypal – monatlich/einmalig:


• Steady – monatlich: Klick hier für Steady!

• Patreon – monatlich: Klick hier für Patreon!

Vielen Dank für Deine Unterstützung!

Hast Du diesen Artikel lesenwert gefunden? Schick ihn jetzt weiter!