Das Orbán-treue MCC wird mit Putins Öl-Millionen finanziert – und hat eine Wiener Privatuni übernommen. Auch eine Ex-ÖVP-Ministerin steckt drin. Jetzt kommt raus: Das MCC verbreitet Verschwörungsparolen am äußersten rechten Rand.

Es gibt wohl kaum einen schöneren Blick über Wien. Und es gibt wohl kaum jemanden, der in Wien lebt und noch nie hier gestanden ist. Die Aussichtsplattform am Wiener Kahlenberg ist eben ein ganz besonderer Ort: Bei guter Sicht reicht die Sicht über Wien hinweg sogar bis zu den Kleinen Karpaten in der Slowakei und zum Schneeberg an der Grenze zur Steiermark.

Titelcollage: Bilder: Michael Bonvalot; Propagangabild von kremlin.ru, CC BY 4.0

Links von der zentralen Aussichtsplattform ist ein kleines Kaffeehaus, rechts ein Restaurant. Eingeschränkt wird die Aussicht allerdings von einem unscheinbaren Gebäudekomplex – der Zweck ist auf den ersten Blick für die meisten Menschen wohl nicht klar.

Eine Nobel-Uni für die Eliten

Tatsächlich hat an der prominenten Adresse „Am Kahlenberg 1“ die private Wiener Universität „Modul“ ihren Sitz. Es ist eine Uni für die Elite, Studiengebühr für die meisten Bachelor-Programme: 8.000 Euro. Wohlgemerkt: Pro Semester.

Die Modul-Uni am Kahlenberg. Bild: Michael Bonvalot

Die noble Uni mit Blick über Wien steht seit Mai 2023 mehrheitlich im Eigentum des ungarischen Mathias Corvinus Collegium (MCC). Das MCC ist schwer rechts – und verbreitete jüngst sogar den Slogan „Great Reset“. Und das wiederum ist die aktuell wohl weltweit einflussreichste Verschwörungserzählung der äußersten Rechten.

Was das MCC hier abzieht, dazu kommen wir gleich! Doch sehen wir uns zuvor noch kurz die Verbindungen von MCC und ÖVP an.

Ungarische Rechte und die ÖVP

Insgesamt 90 Prozent der Modul-Uni gehören inzwischen dem MCC. Das „Collegium“ ist die wohl größte private Bildungseinrichtung Ungarns – und gleichzeitig ein einflussreicher politischer „Think Tank“. Der Kurs: Stramm auf Linie des extrem rechten Ministerpräsidenten Viktor Orbán und seiner Partei FIDESZ.

Das zeigt schon das Personal: Vorsitzender des MCC-Kuratoriums ist etwa Balázs Orbán, er ist gleichzeitig Abgeordneter der FIDESZ sowie Kabinettschef von Viktor Orbán (mit dem er nicht verwandt ist). Wem die restlichen 10 Prozent der Modul-Uni gehören, ist allerdings eventuell noch überraschender: Die hält die ÖVP-dominierte Wiener Wirtschaftskammer.

Führende ÖVP-Politikerinnen sind mittendrin

Diese Eigentumsverhältnisse zeigen sich dann auch im Universitätsrat der Modul-Uni. MCC-Eigentümervertreter ist Zoltán Szalai. Er ist Generaldirektor des MCC, gleichzeitig ist er Chefredakteur der rechten ungarischen Mediengruppe „Mandiner“. Die österreichische Seite wird unter anderem durch zwei bekannte ÖVP-Politikerinnen repräsentiert.

Blick vom Kahlenberg über Wien, die Aussichtsplattform ist direkt neben der Modul-Uni. Bild: Michael Bonvalot

Eine von ihnen ist Elisabeth Köstinger. Die ehemalige ÖVP-Ministerin und Vertraute von Ex-Kanzler Sebastian Kurz ist inzwischen unter anderem Vizepräsidentin von „Campus Tivol“. Das ist der neue Name der Politischen Akademie der ÖVP. Ihre ÖVP-Kollegin im Modul-Unirat ist Kasia Greco. Die Wiener ÖVP-Gemeinderätin gilt als äußerst umtriebig, unter anderem ist sie auch Vizepräsidentin der Wiener Wirtschaftskammer.

Wüste extrem rechte Verschwörungserzählungen

Das MCC betreibt nicht nur Unis, es ist auch ein politischer Think Tank. Im März 2025 veröffentlicht es etwa einen politischen Grundlagentext zur EU. Der übersetzte Titel der 44-seitigen Broschüre: „Der große Umbruch: Die Souveränität der Mitgliedstaaten in der europäischen Union wiederherstellen“. Über die Veröffentlichung hatte die ungarische Plattform vsquare berichtet. Doch die Brisanz dieses Titels wird erst in der englischen Version deutlich, die das MCC veröffentlicht.

Denn dort lautet der Titel „The Great Reset“. Warum das so brisant ist? Der „Great Reset“ ist die mit Abstand wichtigste Verschwörungserzählung der äußersten Rechten in Europa – und möglicherweise sogar weltweit. Was den angeblichen „Great Reset“ für diese Kreise so nützlich macht: Es ist eine „Meta-Verschwörung“, die alle abstrusen Behauptungen der Szene zusammenfasst.

Egal, ob es um die Leugnung der Klimakrise geht, um Migration oder um die Covid-Pandemie: Angebliche dunkle Mächte würden heimlich einen „großen Umbruch“ vorbereiten, eben den „Great Reset“. Der Antisemitismus samt einer fantasierten „jüdischen Weltregierung“ wartet dann bereits an der nächsten Ecke. Und genau diesen Titel verwendet nun das MCC – und macht den Begriff damit salonfähig.

Eine Anmerkung an dieser Stelle: Ich habe in diesem Text alle Quellen der Modul-Uni und des MCC nicht im Original verlinkt, sondern für Dich über ein Internet-Archiv gesichtert. So kann auch alles noch geprüft werden, falls das MCC oder Modul beginnen sollten, Texte zu verändern oder zu löschen.

Ungarische und polnische Rechte im Gleichschritt

Die Modul-Eigentümer veröffentlichen den Text gemeinsam mit der polnischen Organisation Ordo Iuris (OI). Die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) bezeichnet die weit rechte OI-Truppe als „fundamental-katholisch“. Einer der Arbeitsschwerpunkte von Ordo Iuris: Einschüchternde Klagen gegen Frauenrechtsaktivistinnen und kritische Journalistinnen.

Das MCC wirbt mit der Parole „Great Reset“

So hatte OI etwa Marta Lempart mit einer Klage überzogen, die Mitbegründerin der polnischen Frauenrechtsbewegung Frauenstreik (Strajk Kobiet). Erst nach fünf Jahren wurde Lempart im Dezember 2023 endlich freigesprochen. Kritiker werfen Ordo Iuris auch Verbindungen zum Kreml vor, was OI bestreitet. Die ausgezeichneten Verbindungen der ungarischen Führung zu den Kriegsverbrecher:innen im Kreml sind ohnehin bestens bekannt.

Scharfe Attacken auf die EU – der Kreml lacht

Der Inhalt der Broschüre? Thema ist die EU, die Schlagseite ist offensichtlich. So wird in dem Report unter anderem eine „nationale Souveränität“ einzelner Staaten gegenüber der EU gefordert. Die EU würde EU-Staaten „ohne jedes Mandat“ eine „ideologisch motivierte Politik auferlegen“, wird behauptet. Die EU-Kommission wollen MCC und OI zu einem „ausschließlich technischen Organ“ machen.

Die weiteren Pläne: Der Europäische Gerichtshof soll real keine Entscheidungen mehr gegen einzelne Länder treffen können (wovon Ungarn massiv profitieren würde). Sogar die EU wollen MCC und OI in „Europäische Gemeinschaft der Nationen“ umbenennen und damit offensichtlich von einer „Union“ zu einer „Gemeinschaft von Nationen“ zurückstufen.

All das wären Maßnahmen, die offensichtlich vor allem im Sinne der ungarischen Führung wären. Dazu wäre eine solche strategische Schwächung der EU absolut im Sinne des Kremls. Und zur Umsetzung ihrer Pläne fordern MCC und OI einen „Great Reset“, also einen großen Umbruch.

„Die Liberalen haben es ruiniert, die Patrioten werden es richten“

Der Titel der Publikation ist damit vor allem ein geschickter Schachzug: MCC und OI stellen sich so nicht direkt hinter die abstruse Verschwörungserzählung vom „Great Reset“. Doch sie machen den Begriff populär. Und es wäre sehr naiv, wenn wir glauben würden, dass das zufällig passiert.

Die Agenda jedenfalls ist klar: „Die Liberalen haben es ruiniert, die Patrioten werden es richten – Great Reset: Ungarisch-polnischer Vorstoß zur Veränderung der EU“. So betitelt das rechte ungarische Medium „Hungarian Conservative“ im März 2025 einen Bericht zur Präsentation der Publikation. Neben MCC und OI bei der Veranstaltung ebenfalls an Bord: Das ungarische „Zentrum für Grundrechte“. Der Name mag jetzt mal sympathisch klingen.

Trump und Kickl lassen grüßen!

Doch tatsächlich ist diese Lobby-Gruppe der Hauptorganisator von CPAC Hungary – also dem ungarischen Ableger der US-amerikanischen Rechtsaußen-Konferenz CPAC. Bei der letzten ungarischen CPAC im Jahr 2024 sprachen neben Viktor Orbán auch zahlreiche weitere weit rechte Politiker:innen: Etwa Polens Ex-Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, der rechte Parteiführer Geert Wilders aus den Niederlanden oder der pro-russische georgische Premier Irakli Kobachidse.

Ebenfalls im Programm: Drei rechte Kongressabgeordnete aus den USA sowie eine Videobotschaft von Donald Trump. Apropos Videobotschaft: Im Jahr davor hatte auch noch FPÖ-Chef Herbert Kickl per Video zu den Teilnehmer:innen der CPAC-Konferenz in Budapest gesprochen.

Was wirklich hinter dem „Great Reset“ steckt

Der Slogan „Great Reset“ mag in diesen Kreisen für wollüstiges Schauern sorgen. Doch tatsächlich handelt es sich beim groß beschworenen „Great Reset“ schlicht um den Titel eines Buches. Klaus Schwab, Gründer der privaten Lobby-Organisation „World Economic Forum“ (WEF) hatte es 2020 gemeinsam mit dem Wirtschaftswissenschaftler Thierry Malleret herausgegeben. Und in diesem Buch philosophieren die beiden dann darüber, wie der Kapitalismus nach der Corona-Pandemie aussehen könne.

Daher auch der komplette Titel des Buches: „Covid-19: The Great Reset“. Ich habe das Buch in meiner Bibliothek, der Text ist, mit Verlaub, ein wenig schnarchig: Kapitalismus im 21. Jahrhundert, eine Prise Soziales und Ökologie, nichts Weltbewegendes. Ohne die Verschwörungsszene würde heute vermutlich niemand mehr davon sprechen.

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Doch es ist ohnehin zu bezweifeln, dass viele Personen aus der Verschwörungsszene den Text auch nur einmal in die Hand genommen haben. Vermutlich eignete sich einfach der Titel „The Great Reset“ für den dramatischen Schwachsinn der Szene. Und nun übernimmt das rechte Bildungsinstitut MCC exakt diese Parole – und hebt sie damit auf eine neue Ebene. Und das sollte auch in Österreich die Alarmglocken schrillen lassen.

„Pro-Putin- und Pro-Orbán-Haltung“ bei den neuen Lehrkräften?

Wie die Übernahme der Modul-Uni durch das MCC lief, schildert eine Lehrkraft im Frühjahr 2024 in einem Interview mit dem ZDF. Die Uni wäre zuvor sehr progressiv gewesen, die Studierenden und die Belegschaft wären „schockiert“ gewesen, als das MCC die Uni kaufte.

Und was ist dann passiert? „Kurz nach der Übernahme haben sich Leute mit doch recht extremen und merkwürdigen politischen Einstellungen bei der Modul-Uni beworben. Sich beim Einstellungsgespräch gebrüstet, eine Pro-Putin- und Pro-Orbán-Haltung zu haben“, so die Lehrkraft.

Die Regenbogenfahne ist nicht erwünscht

Solche Forscher seien „jetzt Lehrkräfte und unterrichten und wurden vom Dekan eingestellt“. Die Modul-Uni bestreitet das: „Meinungsvielfalt“ wäre ein wichtiger Wert der Privat-Uni. Wie diese Meinungsvielfalt aussieht? Im Frühjahr 2024 hat die Uni sich geweigert, im „Pride Month“ eine Regenbogenfahne zu präsentieren. Mitarbeiter:innen hatten das laut Standard gefordert, die Uni hat es „explizit und schriftlich abgelehnt“.

Angesichts dessen wirkt es jedenfalls reichlich zynisch, dass die Modul-Uni selbst mit den vier Prinzipien „Gleichstellung“, „Gerechtigkeit“, „Gegenseitiger Respekt“ sowie „Wertschätzung von Vielfalt und Menschlichkeit“ um neue Studierende wirbt.

Was wir ebenfalls wissen: Das MCC versucht wohl, passende Studierende auf den Wiener Kahlenberg zu pumpen. Auf der Seite des MCC werden inzwischen gar Vollstipendien für die Modul-Uni angeboten.

Werden kritische Texte „politisch überarbeitet“?

Ob das Studium in den Einrichtungen des MCC allerdings so angenehm ist? Das MCC sei „eine Art Kaderschmiede für die Zukunft“. Studierende sollten dort auf rechte Linie getrimmt werden. So beschreibt das ZDF die Modul-Mutterorganisation. Und exakt diesen Eindruck hat auch der ehemalige MCC-Stipendiat Bence Széchenyi.

„Immer, wenn ich etwas geschrieben habe, das zu kritisch war oder gegen die Regierungsagenda, habe ich politisch überarbeitete Texte zurückbekommen. Sie haben mir nicht gesagt: ‚Schreib das nicht, weil der Text etwas anspricht, das nicht thematisiert werden darf‘. Sie haben es einfach geändert.“ So berichtet Széchenyi gegenüber dem ZDF seine Erfahrungen mit dem MCC.

„Ich lebte in ständiger Angst“

Auch sein Stipendium sei nur dann hilfreich gewesen, „wenn ich über die Themen schrieb, die meine MCC-zugehörigen Forschungsmentoren vorgeschlagen hatten.“ So beschreibt es Széchenyi in einem Artikel für den britischen Guardian. Wiederholt sei er auch zur Vorsicht ermahnt worden.

Ein Freund hätte ihm dann erzählt, dass seine Arbeit überwacht würde. „Ich lebte in ständiger Angst, die mich manchmal lähmte. Zweimal hatte ich nach der Veröffentlichung von Artikeln Panikattacken“, erzählt Széchenyi. Und er erklärt auch die internationale Dimension der MCC-Propaganda.

Es gäbe MCC-Stipendiat:innen aus Frankreich, England, Deutschland und anderen Ländern, die dann in ihren jeweiligen Landessprachen publizieren würden. „Sie propagieren Orbáns Positionen gegenüber der Zielgruppe in ihren Heimatländern.“ Und auch da kommt wieder die Modul-Uni ins Spiel.

Die rechte Ideologie wird international exportiert

Bereits im „Mission Statement“ des MCC werden die rechts-ideologischen Ziele ganz offen genannt, dazu gehören „Patriotismus“ „Respekt vor der Tradition“ sowie „Sorge um die ungarische Nation“. Und nun soll Orbáns Ideologie wohl auch nach Österreich exportiert werden. Die expansiven Gelüste zeigen sich auch auf der Seite der Modul-Uni.

Da wird das MCC nicht etwa als „ungarische“ Bildungseinrichtung vorgestellt, sondern als Bildungseinrichtung der „Pannonischen Tiefebene“. Und das ist eher kein Zufall, sondern pure Ideologie.

Groß-Ungarn als Programm

Denn dieser geographische Raum umfasst neben Ungarn auch Teile von Österreich, Kroatien, Rumänien, Serbien, der Slowakei sowie der Ukraine. Es sind jene Regionen, wo Ungarns nationalistische Kreise traditionell Gebietsansprüche erheben. Schon der Name „Matthias Corvinus Collegium“ verrät dabei die groß-ungarischen Fantasien.

Denn der ungarische Herrscher des Spätmittelalters war nicht nur König von Groß-Ungarn (samt Teilen der heutigen Staaten Ukraine, Slowakei und Rumänien). Zusätzlich war Matthias Corvinus noch König von Kroatien und beherrschte zeitweise auch Böhmen sowie große Teile von Österreich mit Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark. Allein der Name „MCC“ ist also bereits eine eindeutige Ansage.

Rumänien wird einfach gestrichen

Heute hat das MCC neben Ungarn und der Wiener Modul-Uni auch substantielle Niederlassungen in der Ukraine und Rumänien. In beiden Ländern gibt es ungarische Minderheiten. In der rumänischen Region Siebenbürgen tritt dabei auch Premier Orbán selbst gerne auf – und versucht, die dortige ungarische Minderheit mit nationalistischen Parolen auf seine Seite zu ziehen.

Auf der Seite von Modul wird der Begriff „Rumänien“ allerdings nicht einmal erwähnt. Dort ist stattdessen nur von Aktivitäten des MCC in „Transsylvanien“ die Rede, also in Siebenbürgen. Rumänien ist gestrichen. Auch das ist ein sehr deutlicher Hinweis.

Der Kahlenberg: ein Missverständnis der rechten Propaganda

Vordergründig eignet sich bereits der Sitz der Modul-Uni am Kahlenberg perfekt für eine nationalistische Inszenierung. Denn der Berg über Wien ist ideologisch enorm aufgeladen: Vom Kahlenberg aus hatten habsburgische und polnische Truppen im Jahr 1683 den osmanischen Belagerungsring rund um Wien gebrochen. Deshalb ist der Kahlenberg auch ein beliebtes Aufmarschgebiet konservativer und rechter Kräfte.

Dort wird dann ein angeblicher Endkampf zwischen Christentum und Islam beschworen. Die historischen Fakten geben das allerdings nicht her: So gehörten muslimische Tataren aus Polen zu den Elitetruppen des habsburgischen Heeres.

Im Gegenzug war das katholische Frankreich mit dem osmanischen Reich verbündet und hatte eigens Spezialisten zur Sprengung der Wiener Stadtmauern geschickt. Dazu kämpften auf osmanischer Seite auch zahlreiche ungarische Christen, die die Habsburger loswerden wollten. Ob das ungarische MCC diese Fakten ebenfalls verbreitet?

Klimakrise? Welche Klimakrise?

Wohin die politische Reise gehen soll, zeigen inzwischen auch die Expansionen des MCC außerhalb der „Pannonischen Tiefebene“. So unterhält das MCC in Brüssel mittlerweile ein eigenes Lobby-Büro samt Ausbildungsstätte für Studierende. Von dort aus sollen offensichtlich die EU-Institutionen im Sinne Ungarns beackert werden sollen.

So werden etwa Veranstaltungen mit Leugner:innen oder Verharmloser:innen der Klimakrise organisiert, wie die Plattform „DeSmog“ berichtet. Unter den Teilnehmer:innen eines Treffens im Mai 2024 ist laut „DeSmog“ auch die FPÖ-Abgeordnete Barbara Kolm. Wie klein doch die Welt ist.

Aus ihrem „Hayek-Institut“ hieß es vor einigen Jahren, dass die Klimakrise kein großes Problem sei. Schließlich könnten sich die Menschen heute im „eigenen Swimming-Pool erfrischen“. Hier habe ich diese Geschichte für Dich aufgeschrieben. Die Verharmlosung der Klimakrise sollte bei den Finanzgebern des MCC übrigens niemanden überraschen. Doch dazu kommen wir gleich.

Brüssel, London, Berlin – und die FPÖ: Das ist der strategische Plan des MCC

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In Großbritannien gibt es in eine Zusammenarbeit mit der „Roger Scruton Legacy Foundation“. Das würde es MCC-Studierenden ermöglichen, „an den besten Universitäten Großbritanniens“ zu studieren, so das MCC. Und die Propaganda wird gleich nachgeschoben.

So veranstaltete das MCC etwa im Oktober 2024 eine Konferenz im renommierten „King’s College“ in London. Im Paket gleich mit dabei: Die Möglichkeit zum Besuch der ungarischen Botschaft. Auch in Berlin ist das MCC inzwischen aktiv.

Den Fuß in die Tür bekommen

Seit Frühjahr 2023 hat das Collegium dazu eine strategische Zusammenarbeit mit der privaten Wirtschaftsuni ESMT. Das MCC stellt Stipendien für 20 Studierende aus Mittel- und Osteuropa – und bekommt so einen Fuß in die Tür. Im „Internationalen Beirat“ der ESMT sitzt seither auch MCC-Generaldirektor Zoltán Szalai. Übrigens gemeinsam mit Vertreter:innen von Mercedes-Benz, Deutsche Bank, Axel Springer SE, Bayern München oder Volkswagen.

Aktiv ist das MCC nach eigenen Angaben auch rund um die katholische Privatuni „Notre Dame“ im US-Bundesstaat Indiana, die Columbia University in New York sowie die „London School of Economics“. Damit würde das Profil von MCC und Modul-Uni „deutlich gestärkt“ werden, schreibt das MCC. Was tatsächlich passiert: Vertraute der ungarischen Regierung sitzen in immer mehr Bildungsinstitutionen und können über Veranstaltungen, Lehrkräfte und/oder Studierende das politische Klima beeinflussen.

Kommt das Geld aus Russland?

Geldsorgen hat das MCC übrigens keine, allein 2021 gab es eine Geldspritze des ungarischen Staats in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Das ist richtig viel Geld – und damit kann auch die internationale Expansion finanziert werden. Zur Erinnerung: Die Modul-Uni wurde dann im Mai 2023 übernommen.

Finanziert wird das MCC wesentlich aus dem ungarischen Ölgeschäft mit Russland. Denn der Staat Ungarn hat der MCC zehn Prozent aller Einnahmen aus der staatlichen Ölfirma MOL überschrieben – eine enorme und langfristige Finanzierungsquelle. Allein 2023 hätte die MCC aus diesem Topf laut ZDF 50 Millionen Euro an Dividenden kassiert. Doch woher bezieht MOL die Profite?

65 Prozent des MOL-Öls kommen aus Russland. Die Gewinne sind seit dem russischen Angriff auf die Ukraine massiv angestiegen, weil MOL von billigem Öl aus Russland profitiert. Im Klartext: Mit den Profiten aus dem Öl-Handel mit Kriegsverbrecher Putin kann das MCC seine internationale Expansion finanzieren. Und gleichzeitig macht das MCC „klimaskeptische“ Propaganda. Aus dem MCC dagegen heißt es, es gäbe keine „Abhängigkeit von Russland“.

Dröhnendes Schweigen

Wir wissen sehr genau, für welche weit rechten Positionen das MCC politisch steht. Weil das MCC sie auch ganz offen propagiert. Und nun hat das MCC in Wien eine ganze Uni übernommen und hat dazu Kooperationen mit wichtigen Unis in Deutschland, Großbritannien und den USA. Hier geht es offensichtlich darum, das ideologische Netzwerk des extrem rechten Orbán-Regimes immer weiter auszubauen. Auch am Wiener Kahlenberg.

Der ehemalige MCC-Stipendiat Széchenyi sagt: „Wenn man MCC-Gelder nimmt, muss man auch MCC-Erwartungen erfüllen.“ Was sagt das über die Wiener Modul-Uni? Wir sollten dringend darüber sprechen – und sehr genau hinsehen!

Für diesen Artikel habe ich ausführliche Anfragen an die Modul-Uni, die Wirtschaftskammer Wien, die ÖVP, Elisabeth Köstinger sowie Kasia Greco gestellt und um Stellungnahmen ersucht. Niemand wollte sich äußern.

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