Mit diesen 30 Tricks kannst Du Fake News und Verschwörungserzählungen erkennen. Und dafür sorgen, dass sie nicht weiterverbreitet werden.

Wir leben in verrückten Zeiten. Der US-Präsident schickt täglich neue Lügen in die Welt. Und den Fans von Donald Trump ist es völlig egal. Die Strategie dahinter hat der bekannte US-Rechtsextremist Steve Bannon so formuliert: „Flood the zone with shit“ – „flutet die Zone mit Scheiße“. Das Motto: Verbreite so viel Müll wie möglich. Irgendetwas wird schon hängen bleiben.

Die frühere Trump-Beraterin Kellyanne Conway verharmloste diese rechten Lügen schon 2017 als „alternative Fakten“. Ein Sprecher von Trump hatte zuvor behauptet, bei Trumps Amtseinführung wären deutlich mehr Menschen gewesen als bei der Einführung seines Vorgängers Barack Obama. Nachweisbarer Unsinn. Doch als die Trump-Beraterin beim US-Sender NBC damit konfrontiert wird, behauptet sie, dass diese Lügen eben „alternative Fakten“ wären. Auch hier: „Flood the zone with shit“.

Vorurteile statt Fakten

International nehmen sich immer mehr Rechte Trumps Lügen-Strategie zum Vorbild. Gelogen hatten einschlägige Politiker:innen und rechte Medien – samt der Verschwörungsszene – auch schon davor. Doch seit Trump läuft die Masche in vielen Ländern nochmals deutlich unverfrorener.

Bild: Michael Bonvalot

Weil Fakten für viele Menschen scheinbar zunehmend belanglos werden. Viel wichtiger ist den Fans offensichtlich, dass die Lügen zu den eigenen Überzeugungen passen. Die Produktion professionell aufgemachter Lügen wird mit KI-Bildern und -Videos dabei zunehmend einfacher.

Noch lassen sich bei KI-produzierten Fakes teilweise Fehler erkennen. Doch schon jetzt sind viele KI-Inhalte mit bloßem Auge nicht mehr von echten Fotos oder Videos zu unterscheiden. Und die KI-generierten Inhalte werden jeden Tag besser.

Ältere Menschen sind besonders gefährdet

Verbreitet werden die Lügen und Verschwörungserzählungen dann vor allem über soziale Netzwerke: Facebook, Instagram, WhatsApp, TikTok, Telegram und Co. Dazu kommen einschlägige Websites – die sich oft als Nachrichtenportale tarnen. Und auch große (Boulevard-)Medien verbreiten regelmäßig kompletten Bullshit. Anfällig dafür sind übrigens vor allem ältere Menschen.

Medial und politisch wird gern und oft aufgefordert, den Internetkonsum von jungen Menschen einzuschränken. Doch in vielen Fällen wäre es wesentlich wichtiger, im Netz auf die eigenen Eltern und Großeltern aufzupassen. Junge Menschen sind als Digital Natives mit dem Netz aufgewachsen – viele ältere Menschen dagegen sind immer noch unsicher.

Es geht um Profit und Propaganda

Fake News und Verschwörungserzählungen können dabei verschiedene Ziele verfolgen. Die beiden wichtigsten: Politische Propaganda und persönliche Profite. Wobei diese zwei Ziele sehr oft eng zusammenhängen. Hier habe ich für Dich aufgeschrieben, wie Du Fake News und Verschwörungserzählungen erkennen kannst.

Doch was können wir alle selbst tun, um die Verbreitung von Fake News und Verschwörungserzählungen schwieriger zu machen und zu unterbinden?

Mit diesen 30 Ideen kannst Du Fake News effektiv bekämpfen und ihre Weiterverbreitung stoppen!

1. Sei grundsätzlich ein wenig vorsichtig. Wenn etwas zu schön oder zu absurd erscheint, um wahr zu sein, ist es meistens auch nicht wahr. Das gilt übrigens auch für YouTube-Werbevideos, wo behauptet wird, dass Du innerhalb von wenigen Tagen ohne viel Arbeit tausende Euros verdienen kannst. Oder für Aussagen von US-Präsidenten.

2. Hinterfrag Zahlen und Fakten. Ist eine Behauptung logisch überhaupt möglich und plausibel? Ganz grundsätzlich: Schalt Dein Hirn ein. Dazu kannst Du etwa das Prinzip „Ockhams Rasiermesser“ anwenden: Von mehreren möglichen Erklärungen ist die einfachste Theorie meistens auch die richtige.

Nein, das ist kein verstecktes UFO, sondern tatsächlich eine Wolke. Bild: Michael Bonvalot

3. Achtung bei besonders reißerischen Botschaften. Natürlich versuchen alle Medien, auffallende Überschriften für ihre Artikel zu finden. Doch wenn etwas komplett unsinnig klingt, ist es meistens auch komplett unsinnig.

4. Welche Absicht steckt hinter einer Botschaft? Hinterfrag den Zweck.

5. Wirkt die Quelle grundsätzlich seriös? Handelt es sich um eine bekannte Nachrichtenseite oder um ein/e bekannte Journalist:in? Was veröffentlicht die Seite oder Person sonst noch? Werden Quellen für Informationen angegeben? Was sagen andere Quellen über diese Seite oder Person?

6. Mach einen Suchmaschinencheck: Wo liegt der Ursprung einer Meldung? Kannst Du die angebliche Information auch woanders finden?

7. Wenn jemand Dir „exklusives Wissen“ anbietet, dass Du sonst nirgends bekommen kannst, solltest Du sehr vorsichtig sein. Natürlich haben echte Medien oft exklusive Berichte und Recherchen. Doch angebliches „Geheimwissen“ ist meist Werbung – oder eine Verschwörungserzählung. Dahinter steckt auch ein Geschäftsmodell.

So haben viele extrem rechte Seiten zusätzlich einen Shop. Zuerst werden Artikel veröffentlicht, wo beispielsweise Angst vor großflächigen Stromausfällen gemacht wird („Black Out“). Und ganz zufällig hat die gleiche Seite dann einen Shop, wo überteuerte Stromgeneratoren verkauft werden.

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8. Wie alt ist die Information? Oft werden ältere Behauptungen als ganz aktuell verkauft. Schau bei jedem Bericht auf das Datum.

9. Wirken die Informationen im Text oder Video nachvollziehbar und gibt es Quellen? Sind die Quellen verlinkt oder angegeben?

10. Wenn in einem Text oder Video eine Quelle angegeben wird: Steht in der Quelle auch wirklich die behauptete Information? Verschwörungsseiten verweisen etwa gern auf Studien und geben sich damit seriös – doch in den Studien steht dann etwas ganz anderes, als behauptet wird. Das ist natürlich nicht immer einfach zu überprüfen. Doch manchmal reicht schon ein Klick auf den angegebenen Link, um den Unsinn auffliegen zu lassen.

11. Sei vorsichtig bei Kurzvideos auf YouTube, TikTok oder Insta. Das Muster ist immer gleich: Eine Person spricht schnell und aufgeregt und behauptet etwas besonders Dramatisches. Hör genauer hin und bleib kritisch: Oft fehlen alle Quellen für die Behauptung. Sei besonders vorsichtig bei Werbung oder politischer Propaganda: Hier geht es nicht um Information. Hier will Dir jemand etwas verkaufen oder Dich beeinflussen.

12. ChatGPT und andere KIs sind keine vertrauenswürdige Quelle. Nie. Niemals. Natürlich kannst Du ChatGPT verwenden. Doch die Ergebnisse solltest Du immer sehr sorgfältig gegenchecken.Das grundlegende Problem: Alle KIs neigen zu Halluzinationen, also zu reinen Erfindungen. Die KIs lernen gleichzeitig ständig von Texten oder Bildern im Netz. Doch inzwischen finden sich immer mehr fehlerhafte Inhalte im Netz, die selbst von einer KI produziert worden sind. Die logische Folge: Je mehr KI-produzierte Erfindungen im Netz stehen, desto fehleranfälliger sind die Ergebnisse.

Was es noch schwerwiegender macht: Russland und andere staatliche Akteure stellen inzwischen millionenfach Propaganda-Artikel ins Netz – und füttern so KIs bewusst mit ihrer Propaganda.

13. Achtung bei Bildern und Videos! KI-Bilder und KI-Videos werden immer besser. Noch ist es teilweise möglich, KI-generierte Inhalte zu erkennen. Wenn Du genau hinsiehst, kannst Du immer wieder Fehler erkennen. So haben KIs oft noch Schwierigkeiten mit der Umsetzung von Schrift (Aufschriften, Straßenschilder, Kennzeichen, …). Oder die Tiere bei KI-Tiervideos bewegen sich völlig unnatürlich.Das wird sich allerdings bald ändern. Umso wichtiger ist, dass Du immer skeptisch und kritisch bleibst. Denn auch hier gilt: Wenn etwas zu schön oder zu absurd ist, um wahr zu sein, ist es meist nicht wahr.

14. Auf TikTok ist es sehr einfach, die Tonspur zu verändern. So wirken Videos authentisch – doch tatsächlich zeigen Bild und Ton zwei völlig unterschiedliche Ereignisse. Es ist kaum möglich, so etwas auf die Schnelle zu erkennen (außer, es ist sehr schlecht gemacht). Hier gilt wieder: Wirkt die Quelle grundsätzlich seriös?

15. Wikipedia ist keine Quelle. Wikipedia ist für jede Recherche ein sehr guter Beginn, aber niemals das Ende. Auf Wikipedia lassen sich gute Quellen finden – doch die sollten nie ohne Prüfung übernommen werden. Auch Links sollten immer überprüft werden. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn ein Buch als Quelle angegeben wird.

Du solltest Wiki-Zitate aus Büchern nur verwenden, wenn Du sicher bist, dass die Info oder das Zitat tatsächlich im angegebenen Buch steht. Dazu kannst Du etwa einen Teil des Zitats in eine Suchmaschine eingeben und sehen, ob Du den Text im Original findest (etwa über die Buchvorschau von Google).

16. Wenn die Information auf einer Website steht: Wie seriös wirkt die Seite generell? Gibt es ein Impressum? Wer ist der/die Autor:in?

17. Wenn es auf der Seite Werbung gibt: Von wem stammt die Werbung? Wenn es fast ausschließlich Werbung einer Partei oder einer ideologischen Strömung ist, wird es sich vermutlich nicht um ein echtes Medium handeln – sondern um eine Propagandaseite. Extrem rechte und verschwörungsideologische Seiten beispielsweise haben meist ausschließlich Werbung von der FPÖ, der AfD oder von rechten Verlagen.

Du kannst das folgende Banner mit einem Klick auf das X wegdrücken und weiterlesen! Oder Du kannst davor noch Journalismus mit Meinung und Haltung unterstützen!

18. Ist die Seite zugemüllt mit kommerzieller Werbung? Dann handelt es sich vermutlich um eine Verkaufsseite und nicht um eine echte Nachrichtenseite. Meist wird versucht, Dich mit möglichst dramatischen Überschriften auf die Seite zu locken, damit Du die Werbung siehst. Welche Qualität der Inhalt hat, ist den Betreiber:innen völlig egal.

19. Falls es auf einer Seite gar keine Werbung gibt: Kannst Du nachvollziehen, wie sich die Seite finanziert?

20. Manchmal gibt eine Seite nur vor, eine echte Nachrichtenseite zu sein. Das kannst Du an der URL erkennen. Da könnte dann beispielsweise statt der richtigen Adresse „orf.at“ eine Adresse wie „orf.wordpress.com“ stehen.Das gilt übrigens auch für Spam-Mails: Bevor Du antwortest, prüf die Mailadresse des Absenders. Dazu klick auf die Funktion, wo Du die komplette Mailadresse siehst, oft heißt sie „Nachrichtendetails“ oder ähnlich. Steht nach dem @ wirklich die richtige Absenderin? Das ist kein hundertprozentiger Schutz, aber damit kannst Du schon sehr viel rausfiltern.

21. Oft findest Du im Netz reißerische Überschriften, sogenanntes „Clickbait“ („Klick Köder“). In Wirklichkeit stehen im Text dann aber ganz andere Dinge. Doch viele Leute lesen den Inhalt nicht mehr, sondern nur die Überschrift. Bevor Du einen Link teilst, sieh Dir also immer die Inhalte an.

22. Wenn Du Dir nicht sicher bist, ob eine Meldung echt ist: Gib die Überschrift oder einen Teil des Textes in eine Suchmaschine ein und dazu die Wörter „Fake“, „Scam“ oder „Hoax“. Oft wurde eine Falschmeldung bereits entlarvt und es gibt entsprechende Artikel.

23. Gibt es verschiedene Zitate und Stellungnahmen von Personen im Text? Gibt es diese Personen auch wirklich, sind sie namentlich genannt und haben sie eine Expertise zum Thema? Wenn Expert:innen zitiert werden: Sind sie auch tatsächlich Expert:innen für das jeweilige Thema? Wenn ein/e Professor:in für Altgriechisch auf einmal als Expert/in für Impfungen oder die Klimakrise auftritt, sollten die Alarmglocken läuten.

24. Prüfe Übersetzungen. In sozialen Medien kursieren oft Videos, wo Personen in einer Fremdsprache etwas sagen. Doch tatsächlich sagt die Person etwas völlig anderes, als in den Untertiteln oder im Text behauptet wird. So etwas ist klarerweise schwierig zu prüfen, wenn Du die jeweilige Sprache nicht beherrscht. Hier gilt wiederum: Ist die Quelle grundsätzlich vertrauenswürdig. Und kannst Du die behaupteten Informationen auch woanders finden?

25. Check Bilder und Videos über Suchmaschinen: Sind es wirklich Bilder zu diesem Ereignis oder sind sie schon älter? Bilder kannst Du beispielsweise über die Google Bildersuche oder über tineye.com prüfen.

26. Achtung bei „SharePics“ mit dem Bild einer Person und einem angeblichen Zitat. Hat die Person auf dem Bild das wirklich gesagt?

27. Lerne aus Erfahrungen. Als endlich Impfungen gegen Covid-19 verfügbar waren, behaupteten Verschwörungserzähler:innen, dass alle Menschen zwei Jahre nach der Impfung sterben würden. Wir leben noch immer. Du musst nicht nochmals auf eine Verschwörungserzählung reinfallen.

28. Melde Fake News und Verschwörungserzählungen auf der jeweiligen Plattform.

29. Stell Fake News und Verschwörungserzählungen in sozialen Medien richtig. Bleib ruhig und sachlich. So gibst Du wichtige Informationen für alle, die mitlesen – und bestärkst sie. Antworte nicht direkt, sondern eröffne einen neuen Thread. Wenn Du auf den Kommentar antwortest, glaubt der Algorithmus, dass der ursprüngliche Kommentar wichtig ist und schiebt ihn nach oben. Damit würdest Du selbst dafür sorgen, dass Fake News von mehr Leuten gelesen werden. Viel besser ist es, ein eigenes Thema zu eröffnen.

30. Teile nichts, ohne es vorher zu hinterfragen.

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