Die Lebensmittelpreise gehen durch die Decke. Doch wer profitiert davon? Für euch recherchiert: Das sind die Profite von Billa, Spar, Hofer und Co. Und so hoch sind die Milliarden-Vermögen der Eigentümer:innen.
Es ist zum Schreien. Besuche im Supermarkt sind mittlerweile für viele Menschen eine finanzielle Katastrophe, an der Kassa regiert die Angst. Kein Wunder: Viele Lebensmittel sind fast doppelt so teuer wie noch vor einigen Jahren.
Das bestätigt auch das Preismonitoring der Arbeiterkammer: „Seit Beginn der Teuerungswelle im September 2021 sind die Preise regelrecht explodiert“, schreibt die AK Anfang Sommer. „Der Einkaufskorb kostete damals rund 51 Euro – jetzt fast 81 Euro.“ Ein Ausweichen ist nicht möglich, denn auch absolute Grundnahrungsmittel wie Mehl, Butter, Öl, Reis oder Kaffee sind extrem viel teurer geworden.
Der Preis für Kaffee etwa hat sich allein innerhalb des letzten Jahres laut AK verdoppelt, Butter ist um über 20 Prozent teurer geworden, Tafeläpfel kosten um fast 40 Prozent mehr. Gerade Menschen mit geringerem Einkommen können sich selbst die billigsten Lebensmittel kaum noch leisten. Doch wer profitiert davon?
Der Österreich-Aufschlag
Die Preise für idente Produkte sind in Österreichs Supermärkten tendenziell deutlich teurer als in Deutschland – obwohl meist dieselben Ketten den Markt dominieren. Das ist der sogenannte „Österreich-Aufschlag“. Die großen Supermarkt-Ketten argumentieren, dass es in Österreich mehr Supermärkte je Quadratmeter gibt als in Deutschland. Und dass die Lieferung in Österreich aufgrund der geographischen Lage teurer wäre.
Beides mag ein Teil der Wahrheit sein, wobei die Dichte an Supermärkten eine freiwillige Entscheidung der Handelskonzerne ist: Offensichtlich will kein Konzern auf Marktanteile verzichten. Doch es gibt noch einen weiteren Faktor – und über den wird kaum gesprochen: Die Profite für die Eigentümer:innen und Aktionär:innen der großen Handelskonzerne. Bringen wir Licht ins Dunkel!
Marktführer Spar macht allein 2024 über 250 Millionen Gewinn
Für das österreichische Handelsunternehmen Spar läuft es in Zeiten der Teuerung offenbar ziemlich gut. Der Konzern ist mit den Spar-Supermärkten, den SES-Shopping Centern sowie der Sportmarke Hervis breiter aufgestellt, doch der Großteil der Umsätze kommt aus dem Lebensmittelhandel. Und der bringt fette Gewinne.
Nach eigenen Angaben machte die Spar-Gruppe im Lebensmittelhandel im Jahr 2024 einen Vorsteuergewinn von fetten 255 Millionen Euro. Laut Spar liegt die Gewinnmarge bei 1,7 Prozent. Diese Marge beschreibt, wieviel vom Umsatz als Gewinn übrig bleibt. Und für die Besitzer:innen zahlt sich das Geschäft aus.
Spar gehört zum Großteil drei österreichischen Familien: 93 Prozent am Konzern halten die Gründerfamilien Reisch, Drexel und Poppmeier. Alle drei Namen tauchten bereits in Listen der reichsten Österreicher:innen auf. Spar-Sprecherin Nicole Berkmann will darin auf meine Nachfrage kein Problem sehen.

Bild: Michael Bonvalot
Die Rentabilität im Lebensmittelhandel sei doch ohnehin „sehr niedrig“ und liege „nur zwischen 1 und 3 Prozent vom Umsatz“. Ich hatte Spar (ebenso wie die drei anderen großen Ketten) auch gefragt: „Glauben Sie, dass substantielle Gewinne für die Eigentümer:innen in Zeiten hoher Lebensmittelpreise gerechtfertigt sind?“ Die Antwort der Spar-Sprecherin: „Sie halten eine Umsatzrentabilität von 1,7 Prozent für ’substantielle Gewinne‘????“ [Alle Fragezeichen im Original.]
Um die Antwort hier zu geben: Ja, ich halte einen Jahresgewinn von 255 Millionen Euro für substantiell.
Rewe macht eine Milliarde Euro Gewinn
Der zweitgrößte Handelskonzern in Österreich ist die deutsche Rewe-Gruppe. In Österreich sind das Billa, Penny, Bipa, Adeg sowie eine Beteiligung an der Voralberger Kette Sutterlütty. Laut Rewe erzielte das Geschäftsfeld Lebensmittelhandel im Jahr 2024 in Österreich ein deutliches Umsatzplus von 3,9 Prozent. Direkte Gewinne für Österreich weist Rewe nicht aus. Doch wir können die Gewinne aus Österreich zumindest schätzen.
Rewe machte hierzulande 2024 einen Umsatz von 10,94 Milliarden Euro, der größte Teil davon aus dem Lebensmittelhandel. Und wie hoch sind die Profite? Im August 2025 meinte Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti, dass der Gewinn von Billa und Co im Lebensmittelhandel bei rund ein Prozent des Umsatzes liegen würde. Sagen wir so, das wäre überraschen wenig: Der größte Konkurrent Spar gibt, wie erwähnt, eine Gewinnmarge von 1,7 Prozent an, also fast doppelt soviel. Doch sogar, wenn die sehr niedrige Rewe-Angabe stimmt, wäre das bereits ein Gewinn von rund 100 Millionen Euro im letzten Jahr.
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Und was wir genau kennen, sind die Gewinnzahlen für die internationale Rewe-Gruppe. Und die sind fett: Laut eigenen Angaben hatte Rewe 2024 einen Jahresüberschuss von ziemlich genau einer Milliarde Euro. Das sei zwar ein „Einmaleffekt“ drin, heißt es vom Konzern (der gleichzeitig verschuldet ist). Doch auch 2023 machte Rewe bereits einen Gewinn von 736,2 Millionen Euro.
Rewe ist genossenschaftlich organisiert, die Mehrheit halten verschiedene Kaufleute und Genossenschaften. Auf eine Anfrage zu den Rewe-Gewinnen in Österreich sowie zur genauen Eigentümer:innenstruktur hat der Konzern nicht geantwortet.
Hofer will die Gewinne nicht einmal bekannt geben
Den „Hofer-Preis“ kennen wir aus der Werbung. Aber wie ist das mit dem „Hofer-Gewinn“? Das bleibt im Dunkeln – denn Österreichs größter Diskonter ist eine Blackbox, wenn es um die Profite geht. Warum das möglich ist? Hofer gehört Aldi Süd – und das ist ein privates Unternehmen aus Deutschland. Damit muss Hofer/Aldi Süd die Gewinne nicht offenlegen.
Gründer der Kette war Karl Albrecht, daher auch der Name Aldi: Er steht für „Albrecht Diskont“. 1961 beschlossen Albrechts Söhne dann, die Kette in Aldi Nord und Aldi Süd zu trennen – wobei Aldi Süd mit Hofer heute wesentlich größer ist als Aldi Nord.
Inzwischen ist Aldi Süd sogar einer der größten Handelskonzerne der Welt. Zuletzt wurde übrigens über eine mögliche neuerliche Fusion der beiden Aldi-Konzerne berichtet. Doch wie sieht es nun mit den Profiten aus? Die letzten verfügbaren Umsatzzahlen von Aldi Süd gibt es für das Jahr 2023.
Die Hofer-Besitzer:innen sind Multimilliardär:innen
Da verbuchte der Konzern international nach eigenen Angaben einen Umsatz von 83 Milliarden Euro. Aldi Süd hat neben Österreich und Deutschland noch Ladenflächen in acht weiteren Ländern – wie viel vom Umsatz aus Österreich stammt, ist also nicht festzustellen. Natürlich gibt es in unterschiedlichen Ländern völlig unterschiedliche Bedingungen, doch versuchen wir eine Annäherung zum Gewinn.
Konkurrent Spar macht ja nach eigenen Angaben in Österreich einen Gewinn von 1,7 Prozent vom Umsatz. Würden wir diese Gewinnspanne auf Aldi Süd/Hofer umlegen, wären wir allein im Jahr 2023 bei rund 1,4 Milliarden Euro Gewinn für die Eigentümer:innen.
Eigentümer von Aldi Süd sind über Stiftungen die Enkel von Firmengründer Albrecht. Karl Albrecht jr. und seine Schwester Beate Heister besitzen ein Milliardenvermögen, sie gehören zu den reichsten Personen weltweit. Auf eine Anfrage zu den Gewinnen und dem enormen Vermögen der Eigentümer:innen hat Hofer nicht geantwortet.
Bei Lidl kassiert der reichste Deutsche
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Ebenso wie Hofer gibt auch Diskonter Lidl in Österreich keine Gewinne an. Beim Österreich-Ableger der deutschen Lidl-Gruppe sind noch nicht einmal aktuelle Umsatzzahlen verfügbar. Versuchen wir es also auch hier mit einer Annäherung: Bereits 2021 gab Lidl in Österreich einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro an. Wenn wir erneut die Zahlen von Konkurrent Spar anlegen, wäre das ein Gewinn von fast 30 Millionen in einem Jahr – und der Umsatz wird aufgrund der höheren Preise inzwischen wohl deutlich gestiegen sein.
International ist Lidl ein noch weit größerer Fisch: Die Schwarz-Gruppe, zu der Lidl gehört, gilt als eines der größten Handelsunternehmen der Welt. Für das Jahr 2024 meldete Lidl über alle Länder hinweg einen Filialumsatz von 132,1 Milliarden Euro. Das sei ein weiteres „Rekordergebnis“, schreibt etwa das deutsche Manager Magazin. Kein Wunder bei den aktuellen Lebensmittelpreisen. Wenn wir erneut die Angabe von Spar zugrunde legen, wäre das ein Gewinn von rund 2,2 Milliarden Euro.

Bild: Michael Bonvalot
Eigentümer der gesamten Gruppe ist über verschiedene Stiftungen der Deutsche Dieter Schwarz. Laut dem jährlichen Ranking des Forbes-Magazins ist der Lidl-Boss der reichste Mensch Deutschlands – und einer der reichsten Menschen der Welt.
Lidl schreibt auf meine Anfrage, dass keine Angaben zu Gewinnzahlen gemacht würden. Doch laut Lidl weise „der Lebensmittelhandel die niedrigsten Umsatz-Margen auf“ und verdiene „auch bei höheren Lebensmittelpreisen keine zusätzlichen Gewinne“. Auf meine Frage zum enormen Vermögen von Lidl-Eigentümer Schwarz geht Lidl nicht ein.
Wie kriegen wir die Lebensmittelpreise runter?
Die wahnwitzig hohen Lebensmittelpreise und die Inflation führen auch zu politischen Diskussionen. Eine mögliche Lösung, die immer wieder genannt wird: Die Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel. Nun ist da tatsächlich einiges dran. Immerhin ist die Mehrwertsteuer als Massensteuer besonders problematisch: Egal, wie viel Geld jemand besitzt, die Steuer bleibt immer gleich hoch.
Das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut rechnete jüngst vor: Allein die Streichung der Mehrwertsteuer für Lebensmittel würde die Inflationsrate bereits um 1,1 Prozent senken. Bei durchschnittlichen Ausgaben für Lebensmittel in Höhe von 400 Euro würde die Mehrwertsteuersenkung eine Ersparnis von 36,36 Euro, heißt es. Und Momentum erinnert: „Portugal und Spanien haben die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel bereits gesenkt, ebenso Rumänien oder Griechenland.“ Dennoch ist hier eine gewisse Vorsicht geboten.
Wenn die Lebensmittel-Preise durch eine Mehrwertsteuer-Streichung sinken, braucht es strikte Preiskontrollen. Sonst könnten die Lebensmittelkonzerne die Preise nach einer kurzfristigen Senkung schnell wieder nach oben schnalzen – und satte Extra-Profite einstecken.
Und was es mit den Profiten der Milliardär:innen?
Dazu kommt noch eine Überlegung: Wenn die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer fehlen, könnte das soziale Angriffe an anderen Fronten befeuern – etwa im Gesundheitssektor oder bei den Pensionen. Hier braucht es also eine Gegenfinanzierung.

Bild: Michael Bonvalot
Eine offensichtliche Möglichkeit wäre die Körperschaftssteuer (KÖSt) für große Unternehmen. Verschiedene Regierungen haben die KÖSt in den letzten Jahren in mehreren Schritten gesenkt – und Großunternehmen haben damit hunderte Millionen Euro extra eingenommen. Auf Kosten der staatlichen Einnahmen. Selbst die ÖVP-nahe Wirtschaftskammer schreibt, dass Österreichs Betriebe durch die KÖSt-Senkung allein 2023 und 2024 rund eine Milliarde Euro extra verdient haben.
Und dann gibt es natürlich auch noch eine entscheidende Möglichkeit zur Gegenfinanzierung: Die Eigentümer:innen der Lebensmittel-Konzerne und ihre absurden Profite. Denn Geld ist genug da, es ist eine Frage der Verteilung: Niemand braucht einen persönlichen Besitz von hunderten Millionen oder gar Milliarden von Euro. Doch alle Menschen brauchen etwas zu essen.
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