Der FPÖ-Funktionär schoss direkt auf die damals 13-jährige Caroline Bredlinger. Doch das Urteil war äußerst sehr milde. Der Richter? Ein hochrangiger Ex-FPÖ-Funktionär.

Angekündigt hatte der Täter seinen Schuss mit den Worten: „Jetzt brenn i an ane auf“. Dann schoss er auf die damals 13-jährige Caroline Bredlinger. Mit sechs Freund:innen war Bredlinger im November 2014 zu Fuß vom burgenländischen Müllendorf Richtung Großhöflein unterwegs, als der Schuss sie traf.

Titelbild: ÖLV / Coen Schilderman

Sie sackte mit Schmerzen im Bereich des linken Oberschenkels zusammen, wie der ORF Burgenland damals berichtete. Jetzt fährt die Sportlerin zur Leichtathletik-WM. Doch was ihr als junges Mädchen passierte, ist ein Lehrstück für die politische Lage in Österreich.

Bredlinger ist damals bereits eine sehr gute Nachwuchs-Sportlerin, sie tritt für das Laufteam in der burgenländischen Hauptstadt Eisenstadt an. Und anfangs ist noch völlig unklar, was die Schussverletzung für ihre weitere Zukunft bedeutet, auch das Projektil bleibt vorerst in ihrem Körper.

Der hochrangige FPÖ-Funktionär hat direkt auf sie geschossen

Bald wird auch der Täter ausgeforscht – und der Mann ist im politischen Burgenland durchaus bekannt: Der 32-Jährige ist stellvertretender Bezirksparteiobmann der FPÖ im Bezirk Oberpullendorf. Auch bei der Nationalratswahl 2013 kandidierte er bereits für die extremen Rechten. Die absurde „Rechtfertigung“ des Täters beim Prozess im März 2015 laut ORF Burgenland: Er habe das Mädchen „erschrecken wollen“.

Dabei zeigt das im Prozess vorgelegte Gutachten: Die 13-Jährige Bredlinger wurde nicht etwa von einem Querschläger getroffen, sondern direkt vom Projektil: Der FPÖ-Funktionär hatte also direkt auf das Mädchen geschossen. Bei der Waffe handelte es sich um ein Einzelladergewehr mit Zielfernrohr und Schalldämpfer.

„Meine Kindheit ginge diesem Tag zu Ende“

Bredlinger leidet bis heute unter den Folgen der Attacke. „Ob ich die Schmerzen jemals wieder loswerde, kann mir niemand sagen“, sagte sie jüngst dem Standard. Ihr Leben hätte sich verändert, in der Pubertät konnte sie einige Zeit keine Wettkämpfe bestreiten, weil sie die Situation mit den Schmerzen so belastet hatte.

Zum Tag des Angriffs sagt Bredlinger: „Ich war noch ein Kind – aber meine Kindheit ging an diesem Tag zu Ende.“ Sie sei auch „immer schockiert, wenn ich in der Zeitung lese, dass jemand durch eine Schusswaffe verletzt wurde. Am liebsten würde ich in einer Welt ohne Waffen leben.“

Die FPÖ will den Täter zuerst nicht ausschließen

Die FPÖ dagegen beginnt unmittelbar nach dem Angriff einen bezeichnenden Eiertanz: Der damalige FPÖ-Landesparteiobmann Johann Tschürtz sagt unmittelbar nach der Tat zunächst, dass die Funktionen des Mannes in allen politischen Ämtern auf Eis gelegt worden seien. Doch erst „wenn die Gerichte entscheiden, dass er schuldig ist“, werde er aus der Partei ausgeschlossen, so Tschürtz.

Doch kurz danach endet die FPÖ ihre Linie und kündigt den Ausschluss an. Offenbar ist alles andere politisch nicht durchzuhalten. Auffällig ist auch der Prozess gegen den Täter: Denn für ihn gibt es überraschend wenig Konsequenzen

Der Richter war selbst FPÖ-Chef im Burgenland

Die Staatsanwaltschaft hatte eine absichtliche schwere Körperverletzung angeklagt, auf Basis der Faktenlage völlig nachvollziehbar. Doch schließlich gibt es nur eine Freiheitsstrafe von 21 Monaten, davon sieben Monate unbedingt. Unter Anrechnung der U-Haft ist der Täter damit bereits wenige Tage nach dem Urteil frei. Warum das Urteil so milde ausfällt? Die Absicht sei nicht gegeben gewesen, so Richter Wolfgang Rauter in der überraschenden Urteilsbegründung.

Der Richter hat dabei selbst eine lange politische Geschichte: Ab 1988 war er sogar Parteichef der FPÖ Burgenland gewesen. Später zerstreitet sich der Richter zwar mit der FPÖ und gründet eine rechte Konkurrenzliste (mehr zu den zahlreichen FPÖ-Abspaltungen habe ich hier für euch aufgeschrieben). Doch Rauters politischer Stallgeruch ist eindeutig.

Und dann gibt es da noch ein Detail: Der FPÖ-Mann schoss bei Großhöflein auf Caroline Bredlinger. Exakt dort war Richter und Ex-FPÖ-Chef Rauter noch bis 2014 Bürgermeister gewesen. Wie klein doch die Welt ist.

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